Dtsch Med Wochenschr 2013; 138(22): 1150
DOI: 10.1055/s-0032-1329149
Aus der Cochrane Library – kurz berichtet
Gastroenterologie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Orale 5-Aminosalicylate bei Colitis ulcerosa

Oral 5-aminosalicylic acid for ulcerative colitis
S. Krome
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Dr. med. Susanne Krome, Melle

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Publication Date:
22 May 2013 (online)

 

    Einleitung: Moderne 5-Aminosalicylsäuren (5-ASA; Mesalazin) waren laut Studien Sulfasalazin nicht unterlegen und hatten weniger Nebenwirkungen, waren aber 3–4 mal teurer. Die Wirkung höherer Dosierungen und der Applikationshäufigkeit ist umstritten. In einem Update des Reviews von 2006 verglichen die Cochrane-Autoren deren Wirksamkeit und Sicherheit. Studien: Berücksichtigt wurden randomisierte kontrollierte Studien mit einem Parallelgruppen-Design und einer Dauer von mindestens 4 Wochen. Endpunkte waren Wirksamkeit (Fehlen einer Remission, klinische Verbesserung, endoskopische Remission, endoskopische Verbesserung), Adhärenz, Nebenwirkungen und Therapieabbrüche in 5 Vergleichsgruppen (5-ASA vs. Placebo, 5-ASA vs. Sulfasalazin, 5-ASA 1 ×/d vs. 2–3 ×/d, verschiedene 5-ASA-Präparate und Dosierungen. Ergebnisse: Insgesamt 48 Studien mit 7776 Patienten wurden ausgewertet. Dies waren 27 (2124 Patienten) mehr als 2006. Das Risiko der Datenverzerrung (Bias) wurde für die Mehrzahl der Studien als gering eingeschätzt. Verglichen mit Placebo verfehlte 5-ASA seltener das primäre Therapieziel einer klinischen Remission (relatives Risiko [RR] 0,86; 95%-Konfidenzintervall [KI] 0,81–0,91). Die Wirksamkeit war Sulfasalazin nicht unterlegen: 54% der Patienten unter 5-ASA-Therapie und 58% der Patienten unter Sulfasalazin erreichten keine Remission (RR 0,90; 95%-KI 0,77–1,04). Keine signifikanten Unterschiede gab es zwischen der 1 ×/d und 2–3 ×/d Gabe von 5-ASA, weder bezüglich der Therapieadhärenz (RR 1,36; 95%-KI 0,64–2,86) noch der verfehlten Remission (RR 0,95; 95%-KI 0,82–1,10). Verschiedene 5-ASA-Präparate unterschieden sich in ihrer Wirksamkeit nicht signifikant untereinander (RR 0,94; 95%-KI 0,86–1,03). Mehrere Studien enthielten Daten zur Dosisfindung verschiedener Präparate. Die gepoolten Analysen der ASCEND-Studien (I, II und III; 1459 Patienten) erbrachten keine dosisabhängigen Wirksamkeitsunterschiede nach Gabe von 4,8 g oder 2,4 g Asacol® täglich: unter 4,8 g trat bei 37% der Patienten keine klinische Verbesserung ein und unter 2,4 g war dies für 41% der Patienten der Fall (RR 0,89 95%-KI 0,78–1,01). Eine Subgruppenanalyse ergab, dass Patienten mit mittelschwerer Colitis ulcerosa jedoch von der höheren Dosis profitierten. 1 Studie (123 Patienten) verglich 4 g mit 2,25 g Pentasa® bei Patienten mit mittelschwerer Colitis ulcerosa. 25% vs. 57% der Patienten erreichten keine Remission (RR 0,44; 95%-KI 0,27–0,71). Dagegen führten 4,8 g MMX® Mesalazin nicht häufiger zu einer Remission als 2,4 g täglich (RR 1,03; 95%-KI 0,82–1,29), wie zwei gepoolte Studien ergaben. 5-ASA war generell sicher, mit den üblichen, überwiegend gastrointestinalen unerwünschten Wirkungen, die nicht häufiger auftraten als bei Placebo. Ihre Rate unterschied sich nicht signifikant zwischen den unterschiedlichen Dosierungen, Präparaten und Applikationsschemata. 5-ASA hatte signifikant weniger Nebenwirkungen als Sulfasalazin (15% vs. 29%; RR 0,48; 95%-KI 0,37–0,63).

    Fazit der Cochrane-Autoren

    5-ASA war Placebo überlegen, aber nicht wirksamer als Sulfasalazin. Die 1 × tägliche Gabe war ebenso effektiv wie die mehrmals tägliche. Patienten mit mittelschwerer Colitis ulcerosa schienen von höheren Dosen (4,8 g) zu profitieren. Verglichen mit Sulfasalazin traten Nebenwirkungen seltener auf. Als eher unwahrscheinlich erscheine hinsichtlich der Kosten der klinische Einsatz von oralen 5-ASA an Stelle von Sulfasalazin.

    Originalarbeit: Feagan BG et al. Oral 5-aminosalicylic acid for induction of remission in ulcerative colitis. Cochrane Database of Systematic Reviews 2012, Issue10 DOI: 10.1002/14651858.CD000543.pub3 www.thecochranelibrary.com


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    Korrespondenz

    Dr. med. Susanne Krome, Melle