Dtsch Med Wochenschr 2013; 138(36): 1753
DOI: 10.1055/s-0032-1329161
Aus der Cochrane Library – kurz berichtet
Kardiologie – Gynäkologie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hormontherapie in der Menopause: Kein kardiovaskulärer Schutz

Hormone therapy during menopause: No cardiovascular protection
S. Meinrenken
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Dr. med. Susanne Meinrenken, Bremen

Publication History

Publication Date:
03 September 2013 (online)

 

    Einleitung: Im Hinblick auf das Alter, in dem Herzinfarkt oder Schlaganfall auftreten, „hinken“ Frauen Männern um etwa 10 Jahre hinterher. Diese Lücke schließt sich nach der Menopause, was zur These führte, Östrogen schütze vor kardiovaskulären Erkrankungen (CVD). Dies schienen diverse Beobachtungsstudien Ende des letzten Jahrhunderts zu bestätigen. Große kontrollierte Studien von 1998 und 2002 zeigten hingegen keinen solchen Vorteil der Hormongabe. Studien: Main et al. werteten die Daten von 13 randomisierten kontrollierten Studien aus, in denen eine orale Hormontherapie (Östrogen alleine oder in Kombination mit Gestagen) mit Placebo verglichen wurde. Die Arbeit stellt ein Update eines Cochrane-Reviews von 2005 dar; sie beinhaltet 4 neue Studien, eine Studie des alten Reviews wurde ausgeschlossen. An den über je mindestens 6 Monate laufenden Studien waren insgesamt 38 171 Frauen zwischen 42 und 91 Jahren beteiligt gewesen. Ziel des Reviews war es, den Effekt einer HT auf den Schutz vor CVD bei postmenopausalen Frauen zu beurteilen, und dabei auch auf Unterschiede zwischen Östrogentherapie und Kombinationstherapie sowie zwischen primärer und sekundärer Prävention zu achten. Ergebnisse: Insgesamt ergab sich kein protektiver Effekt der HT in Bezug auf CVD oder die allgemeine Sterblichkeit, und zwar weder für gesunde Frauen noch für Probandinnen, die bereits an einer Herzerkrankung litten. Vielmehr erhöhte die HT, wenn die Daten aus der Östrogenmono- und der Kombinationstherapie zusammengefasst wurden, das Risiko für einen Schlaganfall (Relatives Risiko [RR] 1,26; 95%-Konfidenzintervall [KI] 1,11–1,43), für venöse Thrombosen mit Lungenembolie (RR 1,89; 95%-KI 1,58–2,26) und Lungenembolien (RR 1,84; 95%-KI 1,42–2,37) im Vergleich zu Placebo. Zur sekundären Prävention eingesetzt, stieg unter Östrogen plus Gestagen das Risiko für thromboembolische Ereignisse, nicht jedoch für Schlaganfälle.

    Fazit der Cochrane-Autoren

    Aufgrund ihrer Ergebnisse empfehlen Main et al. eine Hormontherapie nur zur Therapie menopausaler Beschwerden, und zwar in einer möglichst niedrigen Dosis über kurze Zeit. Besondere Vorsicht sei bei Patientinnen mit kardiovaskulären Risikofaktoren geboten.

    Originalarbeit: Main C et al. Hormone therapy for preventing cardiovascular disease in post-menopausal women. Cochrane Database of Systematic Reviews 2013, Issue 4. DOI: 10.1002/14651858.CD002229.pub3 www.thecochranelibrary.com


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    Dr. med. Susanne Meinrenken, Bremen