Dtsch Med Wochenschr 2014; 139(01/02): 15
DOI: 10.1055/s-0032-1329176
Aus der Cochrane Library – kurz berichtet
Intensivmedizin
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Mundpflege mit Chlorhexidin bei beatmeten Patienten beugt Pneumonie vor

Oral hygiene for ventilated people prevents pneumonia
S. Meinrenken
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Dr. med. Susanne Meinrenken, Bremen

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Publication Date:
03 January 2014 (online)

 

    Einleitung: Während mechanischer Beatmung verschlechtert sich im Allgemeinen die Zahn- und Mundgesundheit der Patienten deutlich, was vermutlich zur ventilationsassoziierten Pneumonie (VAP) beiträgt. Shi et al. untersuchten nun, ob sich das Pneumonierisiko durch unterschiedliche Maßnahmen der Mundhygiene sowie Absaugen von Sekreten senken lässt.

    Studien: In das Cochrane-Review eingeschlossen wurden 35 Studien mit 5374 Patienten, welche die Autoren 4 Gruppen zuordneten: Vergleich von Chlorhexidin-Lösung oder -Gel mit Placebo, Zähne putzen vs. kein Zähne putzen (unabhängig von Chlorhexidin), elektrisches vs. manuelles Bürsten sowie Mundhygiene mit sonstigen Lösungen. 5 Studien (14%) wiesen ein geringes, 17 (49%) ein hohes und 13 (37%) ein unklares Bias-Risiko auf.

    Ergebnisse: Chlorhexidin senkt das Risiko einer VAP bei Erwachsenen statistisch signifikant um 40%, wie sich anhand der Daten von 17 Studien ergab (Odds Ratio [OR] 0,60; 95%-Konfidenzintervall [KI] 0,47–0,77; p=0,001). Die „number needed to treat“, um bei beatmeten Intensivpatienten mit Chlorhexidin eine VAP zu verhindern, beträgt 15 (95%-KI 10–34). Allerdings ließ sich keine signifikanten Effekte auf die Mortalität (OR 1,10; 95%-KI 0,87–1,38), die Dauer der intensivmedizinischen Behandlung (im Mittel 0,21 Tage; 95%-KI -1,48 bis 1,89 Tage) oder der Beatmung (im Mittel 0,09 Tage; 95%-KI -0,84 bis 1,01 Tage) nachweisen. Zähne putzen (unabhängig von Chlorhexidin) machte im Vergleich zur Pflege ohne Bürste keinen statistisch signifikanten Unterschied (4 Studien, 828 Patienten). Der Effekt anderer Spüllösungen ließ sich aufgrund unzureichender Daten nicht beurteilen. In den 3 Studien mit 342 Kindern (0–15 Jahre) zeigte sich keine statistisch signifikante Wirkung von Chlorhexidin auf das VAP-Risiko (OR 1,07; 95%-KI 0,65–1,77) oder die Mortalität (OR 0,73; 95%-KI 0,41–1,30).

    Fazit der Cochrane-Autoren

    Hygienische Mundpflege ist bei beatmeten Patienten bedeutsam, wobei die Nutzung von Chlorhexidin die Häufigkeit von VAP laut dieser Daten senkt. Den vorhandenen Studien fehlte jedoch häufig der Placeboarm, zudem sei die Mundhygiene sehr unterschiedlich definiert worden. Zukünftige Studien zur Mundpflege sollten unter anderem Daten zur Effektivität der Plaqueentfernung und Vorbeugung von VAP enthalten, um die Datenlage zu ergänzen.

    Originalarbeit: Shi Z et al. Oral hygiene care for critically ill patients to prevent ventilator-associated pneumonia. Cochrane Database of Systematic Reviews 2013, Issue 8. DOI: 10.1002/14651858.CD008367.pub2 www.thecochranelibrary.com


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    Dr. med. Susanne Meinrenken, Bremen