Dtsch Med Wochenschr 2014; 139(05): 179
DOI: 10.1055/s-0033-1360603
Aus der Cochrane Library – kurz berichtet
Nephrologie – Kardiologie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Statintherapie: Überlebensvorteil für Dialysepatienten fraglich

Statin therapy: survival benefit questionable for dialysis patients
S. Meinrenken
Further Information
Dr. med. Susanne Meinrenken, Bremen

Publication History

Publication Date:
21 January 2014 (online)

 

    Einleitung: Dialysepflichtige Patienten sterben 20- bis 30-mal häufiger als die Allgemeinbevölkerung an kardiovaskulären Erkrankungen. Bei gesunden oder kardiovaskulär erkrankten Personen reduzieren Statine nicht nur die Blutfettwerte, sondern auch die Sterblichkeit. Ob dies auch für Dialyse-Patienten gilt, ließ sich bisher nicht eindeutig klären. Palmer et al. legen nun ein Update eines 2009 präsentierten Cochrane-Reviews vor.

    Studien: Eingeschlossen wurden 25 (quasi-) randomisierte Studien mit dem Ziel, den Nutzen hinsichtlich kardiovaskulärer und allgemeiner Sterblichkeit sowie die Risiken der Statintherapie bei Dialyse-Patienten zu prüfen. Insgesamt 8289 Patienten erhielten die Wirkstoffe in der Regel in einem Äquivalent von 20 mg Simvastatin, was meist mit Placebo oder keiner Therapie (23 Studien; n=8166) verglichen wurde, bzw. in 2 Studien mit jeweils anderen Statinen (n=123).

    Ergebnisse: Keine signifikant protektive Wirkung der Therapie ergab sich hinsichtlich eines schweren kardiovaskulären Ereignisses (RR 0,95; 95%-Konfidenzintervall [KI] 0,88–1,03; 4 Studien; n=7084), der Gesamtsterblichkeit (RR 0,96; 95%-KI 0,90–1,02; 13 Studien; n=4705) oder kardiovaskulär bedingter Todesfälle (RR 0,94; 95%-KI 0,84–1,06; 13 Studien; n=4627). Ein Effekt der Therapie auf die Häufigkeit von Schlaganfällen war nicht statistisch signifikant (RR 1,29; 95%-KI 0,96–1,72; 2 Studien, n=4018). Ebenso keinen statistisch signifikanten Nutzen hatten Statine bei diesen Patienten bezüglich erhöhter Kreatinkinase-Werte (RR 1,25; 95%-KI 0,55–2,83; 5 Studien; n=3067), Leberfunktions-Enzymen (RR 1,09; 95%-KI 0,41–1,25; 4 Studien; n=3044), Krebserkrankungen (RR 0,90; 95%-KI 0,72–1,11; 2 Studien; n=4012) oder anderer unerwünschter Wirkungen. Statistisch signifikant sanken dagegen unter Statintherapie Gesamtcholesterin um median -44,86 mg/dl (95%-KI -55,19 bis -34,53; 14 Studien; n=1803) und LDL-Cholesterin-Werte mit -39,99 mg/dl (95%-KI -52,46 bis -27,52; 12 Studien; n=1747). Insgesamt war das Bias-Risiko vieler Studien hoch; beispielsweise waren viele Studien nicht verblindet durchgeführt oder die Ergebnisse nicht komplett aufgeführt worden. Bei 44% der Studien lag eine Finanzierung durch Unternehmen vor.

    Fazit der Cochrane-Autoren

    Statine haben keinen statistisch signifikanten Effekt auf Mortalität und kardiovaskuläre Endpunkte bei dialysepflichtigen Patienten und können in dieser Gruppe daher nicht routinemäßig zur Prophylaxe empfohlen werden.

    Originalarbeit: Palmer SC et al. HMG CoA reductase inhibitors (statins) for dialysis patients. Cochrane Database of Systematic Reviews 2013, Issue 9. DOI: 10.1002/14651858.CD004289.pub5. www.thecochranelibrary.com


    #
    Dr. med. Susanne Meinrenken, Bremen