Dtsch Med Wochenschr 2014; 139(11): 523
DOI: 10.1055/s-0033-1360606
Aus der Cochrane Library – kurz berichtet
Kardiologie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Glykoprotein-IIb/IIIa-Hemmer bei akutem Koronarsyndrom oder PCI: neue Daten

Glycoprotein IIb/IIIa inhibitors in acute coronary syndrome or PCI: new data
S. Meinrenken
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Dr. med. Susanne Meinrenken, Bremen

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Publication Date:
04 March 2014 (online)

 

    Einleitung: Von Glykoprotein-IIb/IIIa-Hemmern (GP-IIb/IIIa-Inhibitoren) profitieren Patienten unter perkutaner koronarer Intervention (PCI) deutlich, Patienten mit akutem Koronarsyndrom ohne ST-Hebung (NSTEACS) nicht ganz so stark, wie seit 2001 drei Cochrane-Reviews zeigten. Ein großes Risiko sind schwere Blutungen. Vor dem Hintergrund teilweise veränderter Therapieschemata bei PCI und NSTEACS sowie neuer aktueller Daten prüften Bosch et al. GP-IIb/IIIa-Inhibitoren erneut.

    Studien: In das Review eingeschlossen wurden 48 randomisierte kontrollierte Studien mit 33 513 Patienten unter PCI sowie 12 Studien mit 33 176 Patienten mit NSTEACS. Alle Patienten hatten GP-IIb/ IIIa-Inhibitoren intravenös zusätzlich zur üblichen Therapie mit Antikoagulanzien erhalten, bei NSTEACS als Initialtherapie.

    Ergebnisse: Die Gesamtmortalität nach 30 Tagen reduzierte sich in den PCI-Studien nach Gabe von GP-IIb/IIIa-Inhibitoren statistisch signifikant (Odds Ratio [OR] 0,79; 95%-Konfidenzintervall [KI] 0,64–0,97), nicht jedoch nach 6 Monaten (OR 0,9; 95%-KI 0,77–1,05). Der Endpunkt Tod oder Myokardinfarkt ließ sich in der Interventionsgruppe sowohl nach 30 Tagen (OR 0,66; 95%-KI 0,60–0,72) als auch nach 6 Monaten signifikant seltener feststellen (OR 0,75; 95%-KI 0,64–0,86). Für verschiedene Subgruppen ergaben sich ähnliche Ergebnisse – nur mit Clopidogrel vorbehandelte Patienten profitierten weniger von GP-IIb/IIIa-Inhibitoren. Für NSTEACS zeigte sich für die Gesamtmortalität kein statistisch signifikanter Einfluss, weder nach 30 Tagen (OR 0,90; 95%-KI 0,79–1,02) noch nach 6 Monaten (OR 1,00; 95%-KI 0,87–1,15). Ein leichter Vorteil ergab sich für den kombinierten Endpunkt Tod oder Myokardinfarkt nach 30 Tagen (OR 0,91; 95%-KI 0,85–0,98) und nach 6 Monaten (OR 0,88; 95%-KI 0,81–0,96). Bei allen Patienten kam es unter GP-IIb/IIIa-Inhibitoren häufiger zu schweren Blutungen, sowohl in den PCI-Studien (OR 1,39; 95%-KI 1,21–1,61), als auch in den NSTEACS-Studien (OR 1,29; 95%-KI 1,14–1,45).

    Fazit der Cochrane-Autoren

    Grundsätzlich sei der Nutzen der GP-IIb/ IIIa-Inhibitoren gegen das erhöhte Blutungsrisiko abzuwägen, betonen die Autoren. Sie empfehlen zukünftige Studien zu wirtschaftlicher Effizienz der Wirkstoffe, zur Lebensqualität der Patienten sowie zur Rolle von neuen Antikoagulanzien wie Prasugrel und Ticagrelor anstelle von Clopidogrel.

    Originalarbeit: Bosch X, Marrugat J, Sanchis J. Platelet glycoprotein IIb/IIIa blockers during percutaneous coronary intervention and as the initial medical treatment of non-ST segment elevation acute coronary syndromes. Cochrane Database of Systematic Reviews 2013, Issue 11. DOI: 10.1002/14651858.CD002130.pub4 www.thecochranelibrary.com


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    Dr. med. Susanne Meinrenken, Bremen