Dtsch Med Wochenschr 2014; 139(13): 629
DOI: 10.1055/s-0033-1360609
Aus der Cochrane Library – kurz berichtet
Onkologie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Metastasiertes Mammakarzinom: ist sequenzielle Chemotherapie effektiver?

Metastatic breast cancer: is sequential chemotherapy more effective?
P. Pommer
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Dr. med. Peter Pommer, Oberammergau

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Publication Date:
19 March 2014 (online)

 

    Einleitung: Polychemotherapie stellt den Therapiestandard bei metastasierenden Karzinomen dar. Die sequenzielle Verabreichung einzelner Substanzen lässt eine höhere Dosierung zu, womit theoretisch eine intensivere Wirkung bei geringerer Toxizität und geringerer Beeinträchtigung der Lebensqualität zu erwarten wäre. Dear et al. verglichen nun Kombinations-Chemotherapie mit sequenzieller Chemotherapie bei metastasiertem Mammakarzinom.

    Studien: Von den 12 randomisierten kontrollierten Studien, die in das Cochrane-Review eingeschlossen wurden, wiesen 10 ein hohes oder unklares Bias-Risiko auf.

    Ergebnisse: Bei 1023 Todesfällen unter den 2317 Patientinnen zeigte sich kein statistisch signifikanter Unterschied im Gesamtüberleben mit einem Hazard Ratio (HR) von 1,04 (95%-Konfidenzintervall [KI] 0,93–1,16) ohne relevante Heterogenität der Studien. Das Ergebnis war konsistent in allen Subgruppen und unabhängig vom klinischen Kontext. Unter kombinierter Therapie fand sich jedoch ein statistisch signifikant höheres Progressionsrisiko (HR 1,16; 95%-KI 1,03–1,31), mit Konsistenz in allen Subgruppen. Gleichzeitig erreichte die Kombinationstherapie aber statistisch signifikant bessere Ansprechraten (relatives Risiko [RR] 1,13; 95%-KI 1,03–1,24), hier allerdings mit erheblicher Heterogenität der Studien. Für 7 Studien wurden therapieassoziierte Todesfälle berichtet; hier gab es keine statistisch signifikanten Unterschiede bei allerdings breiten Konfidenzintervallen in Folge der kleinen Anzahl der Ereignisse (RR 1,53; 95%-KI 0,71–3,29). Die Kombinations-Chemotherapie verursachte signifikant mehr febrile Neutropenien (RR 1,32; 95%-KI 1,06–1,65). Hinsichtlich Neutropenie insgesamt, Übelkeit und Erbrechen zeigten sich keine statistisch signifikanten Unterschiede. Auch bezüglich der Lebensqualität ergaben sich keine statistisch signifikanten Unterschiede, jedoch beruhte dieses Ergebnis nur auf 3 Studien.

    Fazit der Cochrane-Autoren

    Eine sequenzielle Chemotherapie wirke sich beim metastasierten Mammakarzinom günstig auf das progressionsfreie Überleben aus, während sich die Kombinations-Chemotherapie durch bessere Ansprechraten auszeichne, dabei aber ein höheres Risiko febriler Neutropenien mit sich bringe. Für das Gesamtüberleben war kein Unterschied zwischen beiden Modi nachweisbar (unabhängig vom Einsatz als Erst-, Zweit- oder Drittlinientherapie oder bei Tumorprogress). Dies untermauere die Empfehlungen internationaler Leitlinien, dass eine sequenzielle Therapie außer in Fällen rapider Krankheitsprogression zu bevorzugen sei. Zukünftige Studien sollten grundsätzlich die Lebensqualität als Endpunkt einschließen.

    Originalarbeit: Dear RF et al. Combination versus sequential single agent chemotherapy for metastatic breast cancer. Cochrane Database of Systematic Reviews 2013, Issue 12 DOI: 10.1002/14651858.CD008792.pub2 www.thecochranelibrary.com


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    Dr. med. Peter Pommer, Oberammergau