Dtsch Med Wochenschr 2014; 139(13): 629
DOI: 10.1055/s-0033-1360610
Aus der Cochrane Library – kurz berichtet
Angiologie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Thrombolyse bei tiefer Beinvenenthrombose

Thrombolysis for deep vein thrombosis
P. Pommer
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Dr. med. Peter Pommer, Oberammergau

Publication History

Publication Date:
19 March 2014 (online)

 

    Einleitung: Das Ziel der Therapie einer tiefen Beinvenenthrombose ist die Vermeidung von Lungenembolien, Rezidiven, postthrombotischen Syndromen sowie natürlich die Wiederherstellung der Durchgängigkeit der Venen unter Vermeidung von Blutungskomplikationen. Als Standardtherapie gilt eine systemische Antikoagulation. Watson et al. gehen der Frage nach, ob eine zusätzliche systemische oder lokale Lyse nützt.

    Studien: Verglichen mit 2010 sind für dieses Update 5 Studien (knapp 400 Patienten) hinzugekommen, womit insgesamt 17 Studien mit 1103 Patienten (18–75 Jahre) eingeschlossen wurden. Diese Studien verglichen randomisiert Antikoagulation als alleinige Therapie mit Antikoagulation plus Lyse.

    Ergebnisse: Eine komplette Auflösung der Thromben gelang mit zusätzlicher Lysetherapie statistisch signifikant häufiger als mit Antikoagulation alleine, das relative Risiko (RR) betrug in der kurzfristigen Nachsorge 4,91 (95%-Konfidenzintervall [KI] 1,66–14,53) und in der mittelfristigen Nachsorge RR 2,37 (95%-KI 1,48–3,80). Ähnliche Ergebnisse fanden sich für die Durchgängigkeit der Venen. Es kamen auch statistisch signifikant weniger postthrombotische Syndrome vor (RR 0,64; 95%-KI 0,52–0,79). Dagegen ereigneten sich unter Thrombolyse signifikant mehr Blutungskomplikationen (RR 2,23; 95%-KI 1,41–3,52) und 3 Schlaganfälle – letztere jedoch alle in Studien vor 1990. Bei reiner Antikoagulation traten keine Apoplexe auf. Die Sterblichkeit beider Studienarme unterschied sich nicht statistisch signifikant. Die Daten zum Vergleich der Raten von Lungenembolien oder Thromboserezidiven waren uneindeutig.

    Fazit der Cochrane-Autoren

    Die zusätzlich zur Antikoagulation durchgeführte Thrombolyse reduziere gegenüber ausschließlicher Antikoagulation die Häufigkeit postthrombotischer Syndrome um ein Drittel und verbessere die Durchgängigkeit der Venen. Zur Vermeidung von Blutungskomplikationen sei die strikte Beachtung von Kontraindikationen erforderlich, was den universellen Einsatz der Thrombolyse limitiere. Trotzdem verbleibe ein gering erhöhtes Blutungsrisiko. Die Ergebnisse der aktuell bevorzugten lokalen Katheterlyse scheinen denen der systemischen Lyse zu entsprechen.

    Originalarbeit: Watson L et al. Thrombolysis for acute deep vein thrombosis. Cochrane Database of Systematic Reviews 2014, Issue 1 DOI: 10.1002/14651858.CD002783.pub3 www.thecochranelibrary.com


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    Dr. med. Peter Pommer, Oberammergau