Dtsch Med Wochenschr 2014; 139(15): 765
DOI: 10.1055/s-0033-1360612
Aus der Cochrane Library – kurz berichtet
Angiologie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kalziumblocker bei Raynaud-Phänomen mit nur minimalem Effekt

Calcium blockers for Raynaud’s phenomenon with only minimal effect
S. Meinrenken
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Dr. med. Susanne Meinrenken, Bremen

Publication History

Publication Date:
01 April 2014 (online)

 

    Einleitung: Eiskalte, verfärbte Finger nach Kälte oder Stress – mit Gefäßkontraktionen bei Raynaud-Phänomen haben vor allem Frauen zu kämpfen. Bleibt eine konservative Therapie erfolglos, werden meist Kalziumantagonisten verschrieben. Ob Nifedipin und Nicardipin effektiv wirken, untersuchten nun Ennis et al.

    Studien: Eingeschlossen wurden 7 randomisierte doppelblinde Studien (davon vier zu Nifedipin). Das Cochrane-Review umfasste damit insgesamt 296 Patienten mit primärem oder sekundärem Raynaud-Syndrom, die für eine Dauer von zwei Wochen bis 13 Monaten behandelt worden waren. In 5 Studien wurde der Kalziumantagonist in einem Cross-Over-Design mit Placebo verglichen, in einer davon erhielt die Kontrollgruppe zusätzlich Dazoxiben. In 2 Studien wurden Wirkstoff und Placebo im Parallelgruppen-Design geprüft. Das Bias-Risiko der Studien war zwar gering oder unklar, die Patientenzahlen jedoch klein.

    Ergebnisse: Die Häufigkeit der Raynaud-Attacken wurde gemäß der Daten aller Studien unter Kalziumantagonisten statistisch signifikant, aber nur minimal verringert (mittlere Differenz 0,23; 95%-Konfidenzintervall [KI] 0,08–0,38; p=0,003), was einer Attackenreduktion um 1,72 (95%-KI 0,60–2,84) pro Woche entspricht. Für die in einer Studie ausgewertete Anfallsdauer zeigte sich kein statistisch signifikanter Effekt. Die in sechs Studien erfassten Daten zur Schwere der Attacken waren unvollständig und daher statistisch nicht sicher auszuwerten. Fünf Studien beinhalteten physiologische Messungen, wie die Durchblutung der Finger, allerdings anhand verschiedener Methoden. Auch hier ergaben sich keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den Therapiearmen. Bezüglich der Patientenpräferenz zeigte sich lediglich in einer von vier Studien ein statistisch signifikanter Vorteil für Kalziumantagonisten: 73% der Patienten unter Nifedipin berichteten über eine Symptombesserung gegenüber 33% unter Placebo (p=0,001). In Kauf nehmen mussten die Patienten Kopfschmerzen, Hitzewallungen und Ödeme als unerwünschte Wirkungen.

    Fazit der Cochrane-Autoren

    Mit mäßiger Evidenz lässt sich ein geringer positiver Effekt von Nifedipin bzw. Nicardipin auf die Frequenz von Raynaud-Attacken feststellen. Einschränkend werden jedoch die geringen Patientenzahlen sowie die unterschiedlich gute Datenqualität der Studien genannt. Für zukünftige Wirksamkeitsstudien, auch mit neuen Substanzen, seien hochwertigere Studien sowie die Berücksichtigung validierter Scores wichtig, beispielsweise des Raynaud’s Condition Scores.

    Originalarbeit: Ennis H et al. Calcium channel blockers for primary Raynaud's phenomenon. Cochrane Database of Systematic Reviews 2014, Issue 1 DOI: 10.1002/14651858.CD002069.pub4 www.thecochranelibrary.com


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    Dr. med. Susanne Meinrenken, Bremen