Dtsch Med Wochenschr 2014; 139(30): 1510
DOI: 10.1055/s-0033-1360618
Aus der Cochrane Library – kurz berichtet
Hämostasiologie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Glykoprotein-IIb-IIIa-Inhibitoren bei akutem Apoplex

Glycoprotein IIb-IIIb inhibitors for acute ischaemic stroke
P. Pommer
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Dr. med. Peter Pommer, Oberammergau

Publication History

Publication Date:
29 July 2014 (online)

 

    Einleitung: Glykoprotein (GP)-IIb-IIIa-Inhibitoren verhindern die Thrombozytenaggregation, indem sie die Anlagerung von Fibrin unterbinden. Man könnte annehmen, dass diese Substanzen schneller und stärker wirken als die üblichen Thrombozytenaggregationshemmer Acetylsalicylsäure (ASS) oder Clopidogrel. Ob sich daraus Vorteile für die Therapie akuter Apoplexe ergeben, untersucht ein neues Cochrane-Review.

    Studien: Vier randomisiert-kontrollierte Studien mit insgesamt 1365 Patienten wurden in das Review eingeschlossen. Drei der Studien (n=1215) verglichen den GP-IIb-IIIa-Inhibitor Abciximab mit i.v. verabreichtem Placebo, eine Studie (n=150) testete den GP-IIb-IIIa-Inhibitor Tirofiban gegen ASS i.v.

    Ergebnisse: Die Behandlung akuter Apoplexe mit GP-IIb-IIIa-Inhibitoren reduzierte langfristig weder die Mortalität noch das Auftreten körperlicher Behinderungen: Für Abciximab vs. Placebo betrug die Odds Ratio (OR) 0,97 (95%-Konfidenzintervall [KI] 0,77–1,22), für Tirofiban vs. ASS 1,00 (95%-KI 0,52–1,92). Auch auf die Gesamtmortalität hatte die Behandlung keinen statistisch signifikanten Effekt: OR 1,08 (95%-KI 0,77–1,53) für Abciximab vs. Placebo; OR 1,00 (95%-KI 0,35–2,82) für Tirofiban vs. ASS. Unter Abciximab-Therapie traten statistisch signifikant häufiger intrazerebrale Blutungen auf (OR 4,6; 95%-KI 2,01–10,54). Schwere extrakranielle Blutungen wurden zwar häufiger beobachtet, jedoch war das Ergebnis nicht statistisch signifikant (OR 1,81; 95%-KI 0,96–3,41). Die einzige kleine Studie, die Tirofiban mit ASS verglich, zeigte unter Tirofiban weder ein statistisch signifikant erhöhtes Risiko für symptomatische intrazerebrale noch für schwere extrakranielle Blutungen (OR 0,32 bzw. 3,04; 95%-KI 0,03–3,19 bzw. 0,12–75,83).

    Fazit der Cochrane-Autoren

    Glykoprotein-IIb-IIIa-Inhibitoren führten in der Therapie des akuten Apoplexes zu vermehrten intrazerebralen Blutungen ohne dabei statistisch signifikant die Mortalität oder körperliche Behinderung zu vermindern. Auf dieser Datenbasis sei der routinemäßige klinische Einsatz in dieser Indikation daher nicht zu empfehlen. Allerdings gelte diese Einschätzung nur für Abciximab, womit 89% der eingeschlossenen Patienten behandelt worden waren.

    Originalarbeit: Ciccone A et al. Glycoprotein IIb-IIIa inhibitors for acute ischaemic stroke. Cochrane Database of Systematic Reviews 2014, Issue 3. DOI: 10.1002/14651858.CD005208.pub3 www.thecochranelibrary.com


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    Dr. med. Peter Pommer, Oberammergau