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DOI: 10.1055/s-0033-1360620
Stammzelltransplantation: Periphere Zellen sind Knochenmarkzellen nicht unterlegen
Stem cell transplantation: peripheral cells are not inferior to bone marrow cellsPublication History
Publication Date:
16 September 2014 (online)
Einleitung: In den vergangenen 20 Jahren ersetzte bei allogenen Stammzelltransplantationen das periphere Blut das Knochenmark als Stammzellquelle. Zudem haben sich Transplantationsindikationen und -bedingungen geändert – so wird der Eingriff beispielsweise viel seltener bei chronischer myeloischer Leukämie durchgeführt, zunehmend jedoch auch bei älteren und multimorbiden Patienten. Aufgrund der kontinuierlichen Veränderungen der Transplantationspraxis bleibt zu bestimmen, ob die Wahl der Stammzellquelle einen Einfluss auf das Transplantationsergebnis hat.
Studien: Knochenmark und peripheres Blut als Stammzellquellen wurden zuletzt 2005/2006 verglichen (Metaanalyse). Angesichts der genannten Veränderungen prüften Holtick et al. nun Nutzen und Risiken der Transplantation von peripheren Stammzellen (PBSCT) vs. der Transplantation von Knochenmark-Stammzellen (BMT). Neun randomisierte kontrollierte Studien mit insgesamt 1521 Erwachsenen mit malignen hämatologischen Erkrankungen wurden in das Review eingeschlossen.
Ergebnisse: Beim primären Endpunkt Gesamtüberleben fanden sich vergleichbare Ergebnisse (Hazard Ratio [HR] 1,07; 95%-Konfidenzintervall [KI] 0,91–1,25; p=0,43). Gleiches galt für das krankheitsfreie Überleben (HR 1,04; 95%-KI 0,89–1,21; p=0,6) und die nicht rezidiv- oder transplantationsbedingte Mortalität (HR 0,98; 95%-KI 0,76–1,28; p=0,91). Stammten die Zellen von Verwandten, kam es nach BMT statistisch signifikant häufiger zu einem Rezidiv (HR 2,73; 95%-KI 1,47–5,08; p=0,001). Bei Zellen von nicht verwandten Spendern gab es diesen Zusammenhang nicht. Mit einer HR von 0,72 bzw. 0,69 traten jedoch nach BMT eine chronische Graft-versus-host-Reaktion (GvHD) sowie eine schwere chronische GvHD statistisch signifikant seltener auf (95%-KI 0,61–0,85 bzw. 0,54–0,9). Bei der akuten GvHD Grad II bis IV zeigte sich unter BMT kein statistisch signifikanter Unterschied zu PBSCT (HR 1,03; 95%-KI 0,89–1,21). GvHD Grad III und IV traten unter BMT möglicherweise seltener auf (HR 0,75; 95%-KI 0,55–1,02). Nach einer PBSCT erholten sich Neutrophilen- und Thrombozytenzahlen statistisch signifikant schneller (HR 1,96 und 2,17; 95%-KI 1,64–2,34 und 1,69–2,78).
Vor dem Hintergrund der geänderten Praxis bei Stammzelltransplantationen bestätigen die Ergebnisse, dass BMT und PBSCT hinsichtlich des Gesamtüberlebens (hohe Qualität der Evidenz) vergleichbar gut abschneiden.
Dr. med. Susanne Meinrenken, Bremen
Originalarbeit: Holtick U et al. Bone marrow versus peripheral blood allogeneic haematopoietic stem cell transplantation for haematological malignancies in adults. Cochrane Database of Systematic Reviews 2014, Issue 4. DOI: 10.1002/14651858.CD010189.pub2 www.thecochranelibrary.com
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