Dtsch Med Wochenschr 2014; 139(45): 2275
DOI: 10.1055/s-0033-1360625
Aus der Cochrane Library – kurz berichtet
Allgemeinmedizin
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Blutspender können von Eisensubstitution profitieren

Blood donors can gain from iron supplementation
P. Pommer
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Dr. med. Peter Pommer, Oberammergau

Publication History

Publication Date:
28 October 2014 (online)

 

    Einleitung: Bedingt durch den zunehmenden Mangel an Blutkonserven gewinnt das Thema der Optimierung von Blutspenden aktuelle Bedeutung. Nicht selten müssen Spendenwillige wegen Anämie abgewiesen werden. Dem könnte durch gezielte Eisensubstitution vorgebeugt werden. Smith et al. legen nun ein Review zu diesem Thema vor, das Studien bis November 2013 berücksichtigt.

    Studien: Ziel der Autoren war es zu untersuchen, ob durch eine Eisensubstitution Blutspender seltener wegen Eisenmangel bzw. Anämie zurückgewiesen werden müssen und ob diese Intervention sicher ist. Sie analysierten dazu 30 randomisiert-kontrollierte Studien unter Einschluss von 4704 gesunden Blutspendern. Davon verglichen 19 Studien eine Eisensubstitution mit Placebo, die übrigen Studien verschiedene Dosierungen, Darreichungsformen und Behandlungsdauern. Die Autoren schätzten die methodische Qualität vieler Studien als niedrig oder ungewiss ein, die Qualität der Evidenz wurde als moderat eingestuft.

    Ergebnisse: Blutspender unter Eisensubstitution mussten signifikant seltener wegen niedriger Hämoglobin (Hb)-Werte von der Blutspende ausgeschlossen werden. Dies galt sowohl bei der ersten Voruntersuchung zur Blutspende (relatives Risiko [RR] 0,34; 95%-Konfidenzintervall [KI] 0,21–0,55; 4 Studien; n=1194; p<0,0001) als auch bei Folgeuntersuchungen (RR 0,25; 95%-KI 0,15–0,41; 3 Studien; n=793; p<0,00001). Außerdem resultierten signifikant höhere Hb-Werte (mittlere Differenz 2,36 g/l; 95%-KI 0,06–4,66; 8 Studien; n=847; p=0,04) ebenso wie signifikant höhere Werte für Serumferritin und Transferrinsättigung. Die Verbesserung der hämatologischen Parameter unter fortgesetzter Eisensubstitution hielt auch nach wiederholten Blutspenden an. Nebenwirkungen wie Obstipation, Durchfall, Übelkeit, Erbrechen und Geschmacksstörungen traten unter Verum häufiger auf als bei Placebo (RR 1,60; 95%-KI 1,23–2,07; 4 Studien; n=1748; p= 0,0005).

    Fazit der Cochrane-Autoren

    Blutspender, die Eisen erhalten, müssen signifikant seltener wegen Eisenmangel von der Blutspende ausgeschlossen werden als solche, die eine derartige Therapie nicht erhalten. Dieser günstigen Wirkung stehen Nebenwirkungen entgegen, die zum Teil auch zum Abbruch der Therapie führten. Der Langzeiteffekt einer Eisengabe ohne Kontrolle des Speichereisens ist unbekannt; dies könnte als Einwand gegen eine langfristige Eisentherapie gelten. Blutspendedienste könnten eine gezielte Eisengabe für Risikopersonen erwägen zusammen mit angepassten Spendeintervallen und Diätberatung.

    Dr. med. Peter Pommer, Oberammergau

    Originalarbeit: Smith GA et al. Oral or parenteral iron supplementation to reduce deferral, iron deficiency and/or anaemia in blood donors. Cochrane Database of Systematic Reviews 2014, Issue 7 DOI: 10.1002/14651858.CD009532.pub2 www.thecochranelibrary.com


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    Dr. med. Peter Pommer, Oberammergau