Reduktion von Majoramputationen um über 50% in einem Krankenhaus der Regel- und Notfallversorgung durch multidisziplinäres Behandlungskonzept

Problem:

In einem Krankenhaus der Regel- und Notfallversorgung mit 243 Betten und mit angegliederten Facharztpraxen auf den Gebieten Kardiologie, Angiologie, Diabetologie, Onkologie, Gastroenterologie, Allgemein- und Gefäßchirurgie wurde im Jahr 2014 im Rahmen einer Maßnahme zur Qualitätssicherung (Anerkennung der Arbeitsgemeinschaft Diabetischer Fuß der DDG) die Häufigkeit von Majoramputationen bei Menschen mit Diabetes mellitus bestimmt und als zu hoch befunden.

Methoden:

Anfang 2015 wurde ein für alle beteiligten Fachärzte verbindliches, multidisziplinäres Behandlungskonzept implementiert. Eine Amputation an der unteren Extremität wurde nur nach Untersuchung der peripheren Pallästhesie (C64, Metatarsus I), nach Anfertigung einer intraarterieller Angiografie mit Darstellung der Fußarterien und nach Einholen einer 2. Meinung vorgenommen. Es erfolgte wenn möglich eine Optimierung der Durchblutung durch Angioplastie oder Bypass-Chirurgie. Das Einholen und Dokumentieren der 2. Meinung (entweder von einem Angiologen oder von einem Gefäßchirurgen) wurde von einem Diabetologen koordiniert. Fallzahlen (nur Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit als Haupt- oder Nebendiagnose), Diagnosen (ICD) und die Häufigkeit von Major- und Minoramputationen (OPS) wurden an Hand der Fallpauschalen-Abrechnung in den Jahren 2010 bis 2017 bestimmt.

Ergebnisse:

In den Jahren 2010 bis 2014 wurden im Durchschnitt 24,8 Majoramputationen pro Jahr pro 1000 Fälle gezählt, von 2015 bis 2017 waren es im Durchschnitt nur noch 8,7 pro Jahr pro 1000 Fälle. Die Zahl der Minoramputationen blieb im Durchschnitt fast unverändert (53,2 versus 50,0 pro Jahr pro 1000 Fälle).

Schlussfolgerungen:

Die Implementierung eines verbindlichen, multidisziplinären Behandlungskonzepts kann in kurzer Zeit zur deutlichen und nachhaltigen Reduktion von Majoramputationen führen.