Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(06): 617
DOI: 10.1055/s-0038-1655516
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Das Sheehan Syndrom

C Selgrad
1   Universität Regensburg, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Caritas-Krankenhaus St. Josef
,
M Kandulski
2   Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Universitätsklinikum Regensburg
,
M Selgrad
2   Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Universitätsklinikum Regensburg
,
M Müller
2   Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Universitätsklinikum Regensburg
,
O Ortmann
1   Universität Regensburg, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Caritas-Krankenhaus St. Josef
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Publication History

Publication Date:
25 June 2018 (online)

 
 

    Einleitung:

    Das Sheehan Syndrom (postpartaler Hypopituitarismus) ist eine seltene aber mögliche schwere Komplikation postpartaler Blutungen. Aufgrund einer Vergrößerung in der Schwangerschaft kann es im Falle eines hypovolämischen Schocks zur Infarktbildung der Hypophyse kommen. Dies kann die Sekretion von einem oder mehreren Hormonen der Hypophyse hemmen. Häufig fällt dies durch eine Kombination durch zunächst ausbleibende Lactation und spätere Amenorrhoe auf. Es können aber auch alle weiteren Formen eines Hypopituitarismus unmittelbar postpartal bis Jahre später auftreten.

    Vorgeschichte:

    Eine 38-jährige Patientin wurde konsiliarisch von den Kollegen der internistischen Intensivstation vorgestellt.

    Dort wurde sie mit dem Verdacht eines hämolytisch urämischen Syndroms (HUS) bei unklarem akutem Nierenversagen und Delir aus einem auswärtigen Krankenhaus zugewiesen. Fünf Wochen zuvor wurde die Patientin in der 34. Schwangerschaftswoche aufgrund eines beginnenden HELLP-Syndroms per Notfallsectio von Zwillingen entbunden. Intraoperativ entwickelte sich eine schwere Atonie mit hämorrhagischem Schock. Aufgrund einer Verbrauchskoagulopathie bei massivem Blutverlust erfolgte eine Massentransfusion. Bei Nachblutungen mit Hämatombildung erfolgten mehrfache Wundrevisionen. Im Verlauf entwickelte die Patientin ein protrahiertes Nierenversagen mit Dialysepflichtigkeit und Delir.

    Diagnostik und Verlauf:

    Bei Aufnahme zeigte sich die Patientin in einem stuporösen Zustand bei Kreislaufstabilität. Laborchemisch ergab sich kein Hinweis auf das Vorliegen eines HUS. Auffällig waren eine neu aufgetretene thyreotrope und gonadotrope Insuffizienz sowie eine ausgeprägte Polyurie nach Beendigung der kontinuierlichen Dialysetherapie. Der Cortisolspiegel zeigte sich mit 1,1 µg/dl deutlich unterhalb des Normbereichs. Unter dem Einsatz von Hydrocortison zeigte sich die Patientin nach wenigen Stunden vollständig orientiert. Unter Desmopression wurde konzentrierter Urin ausgeschieden. Bei V.a. ein Sheehan-Syndrom wurde ein Schädel-MRT durchgeführt. Hier zeigte sich eine kleine Defektzone der Hypophyse linksseitig vereinbar mit einem Z.n. Einblutung oder Apoplexie.

    Fazit:

    Postpartal sollte nach hohem Blutverlust, protrahiertem Krankheitsverlauf mit Delir und Nierenversagen, immer auch an das seltene Krankheitsbild des Sheehan-Syndroms gedacht werden.


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