Psychother Psychosom Med Psychol 2018; 68(08): e20-e21
DOI: 10.1055/s-0038-1667924
SYMPOSIEN
Neue Entwicklungen in der Diagnostik und Therapie chronischer Schmerzen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Problemlagen von Patienten mit chronischen Rückenschmerzen in der orthopädischen Rehabilitation – Wie reagiert die Versorgungspraxis auf heterogene Bedarfe?

M Markus
1   Universität zu Lübeck, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Sektion: Rehabilitation und Arbeit, Lübeck, Deutschland
,
M Bethge
1   Universität zu Lübeck, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Sektion: Rehabilitation und Arbeit, Lübeck, Deutschland
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Publication Date:
06 August 2018 (online)

 
 

    Einleitung:

    In der orthopädischen Rehabilitation gibt es 3 Behandlungsprogramme für unterschiedliche Bedarfe: medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation (MBOR), verhaltensmedizinisch orientierte Rehabilitation (VOR) und medizinische Rehabilitation (MR). Rehabilitanden unterscheiden sich zwischen und auch in den Programmen. Geprüft werden sollte, welche Problemlagen orthopädische Rehabilitanden aufweisen und ob sich die Therapiedosis in den Problemlagen unterscheidet.

    Material & Methoden:

    Eingeschlossen wurden 18- bis 65-jährige Personen mit der Hauptdiagnose chronischer Rückenschmerz in allen 3 Behandlungsprogrammen. Folgende Differenzkriterien wurden vor Rehabilitationsbeginn mittels Fragebogen erhoben: psychische Komorbidität, private und berufliche Belastungen, Schmerz und besondere berufliche Problemlagen. Außerdem wurden Daten aus den Reha-Entlassungsberichten erfasst. Zur Differenzierung der Problemlagen wurde eine latente Profilanalyse durchgeführt. Unterschiede der therapeutischen Leistungen in den Problemlagen wurden mit Varianzanalysen analysiert.

    Ergebnisse:

    3 Problemlagen wurden in der Stichprobe (n = 2942; mittleres Alter: 52,6 Jahre, SD = 7,7; 72% Frauen) identifiziert: gering belastet (schmerzbedingte Funktionsbeeinträchtigungen, 68,8%), mäßig belastet (mäßige Werte in den Differenzkriterien, 23,1%) und stark belastet (höhere bis hohe Werte in den Differenzkriterien, 8,3%). Die Problemlagen bilden sich auch in den therapeutischen Leistungen ab. Je stärker die Rehabilitanden belastet sind, desto länger partizipieren sie an psychologischen Einzelgesprächen und Sozialberatung und desto weniger an Bewegungskompetenzgruppen. Die aufgeklärte Varianz war gering.

    Diskussion:

    Die Ergebnisse sprechen für eine Abstufung der Schwere der Gesamtsymptomatik in 3 Stufen, unabhängig vom Behandlungsprogramm. Bei starker Belastung zeigten sich Schnittmengen zwischen den Zielgruppen für eine MBOR (besondere berufliche Problemlage) und eine VOR (psychische Komorbidität), die bisherige Befunde stützen. Obwohl sich Therapieunterschiede in den Problemlagen zeigen, ist die Therapiedosis eher mit dem Behandlungsprogramm assoziiert.

    Schlussfolgerung:

    Orthopädische Rehabilitanden weisen unterschiedliche Problemlagen auf, die durch die Gesamtbelastung charakterisiert sind. Die Versorgungspraxis reagiert bisher nur teilweise mit angepassten Therapiedosen. Eine logische Versorgungsantwort wäre ein nach Schweregrad gestuftes Rehabilitationsangebot.


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