Psychother Psychosom Med Psychol 2018; 68(08): e24
DOI: 10.1055/s-0038-1667933
SYMPOSIEN
Herausforderungen qualitativer Gesundheits- und Versorgungsforschung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Tätigkeitswechsel als präventives Instrument zur Vermeidung gesundheitsbedingter Brüche in der Erwerbsbiografie

S Bartel
1   Bundesverband Deutscher Berufsförderungswerke e.V., Berlin, Deutschland
,
M Niehaus
2   Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Dortmund, Deutschland
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
06 August 2018 (online)

 
 

    Einleitung:

    Jährlich scheiden eine Vielzahl von Beschäftigten aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig aus dem Erwerbsleben aus. Angesichts des demografischen Wandels mit abnehmenden Fachkräftepotenzialen gewinnen präventive Instrumente der Arbeitsgestaltung eine immer höhere Bedeutung. Ein mögliches Instrument dazu sind präventive Tätigkeitswechsel, d.h. Veränderungen der beruflichen Anforderungen bevor durch die Arbeit gesundheitliche Beeinträchtigungen entstehen.

    Material & Methoden:

    Im Rahmen des BMBF-geförderten Projektes TErrA werden derzeit die Möglichkeiten und Limitationen solcher Tätigkeitswechsel praktisch erprobt. Die qualitative Studie im Forschungsstil der Grounded Theory bietet Erklärungsmuster hinsichtlich des Zusammenspiels von Motivation, Qualifikation und Gesundheit. In berufsbiografischen Interviews wurden 6 Mitarbeiter in Großunternehmen befragt, bei denen aufgrund der hohen körperlichen Belastung abzusehen ist, dass die Beschäftigten diese Tätigkeit nicht bis zum Renteneinstieg ausüben können. Zusätzlich wurden 6 Personen anderer Berufsfelder während ihrer medizinischen Rehabilitation und erneut ca. ein Jahr später interviewt.

    Ergebnisse:

    Dabei zeigt sich, dass die persönliche Motivation, Qualifikation und Gesundheit der Betroffenen eine zentrale Stellschraube sind, um erfolgreiche Tätigkeitswechsel zu realisieren. Der gesundheitsbedingte Ausstieg aus dem Berufsleben vollzog sich in der Regel schleichend. Mit zunehmender Intensität der Beschwerden kulminiert die z.T. jahrelange Leidensphase häufig in einem Schlüsselerlebnis, das die Betroffenen aus der beruflichen Bahn wirft und dann deutliche private wie berufliche Veränderungen auslöst. Bezeichnend ist, dass Warnsignale über einen langen Zeitraum unterdrückt werden bis eine neue Eskalationsstufe erreicht ist, deren weiterer Verlauf offen und schwer kontrollierbar ist.

    Diskussion:

    Unter welchen Bedingungen können präventive Tätigkeitswechsel gelingen? Wo liegen die Chancen als auch Grenzen dieser präventiven Strategie im Rahmen der Sicherung der Beschäftigungsfähigkeit?

    Schlussfolgerung:

    Für die Gestaltung präventiver Tätigkeitswechsel bedeutet dies, dass insbesondere die Sensibilisierung und die Perspektiventwicklung bei (potenziell) Betroffenen eine hohe Bedeutung hat. Aber auch Unternehmen kommt hier eine zentrale Verantwortung insbesondere für die Gesundheit, die Selbstwirksamkeit und für die Beschäftigungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter zu.


    #