Psychother Psychosom Med Psychol 2018; 68(08): e46
DOI: 10.1055/s-0038-1667997
POSTER
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Betreute Urlaube als Entlastungsangebot für pflegende Frauen und Männer – Erwartungen, Bedarfe und Einstellungen

A Drees
1   Fachhochschule Bielefeld, Bielefeld, Deutschland
,
N Vetter
2   Institut für Bildungs- und Versorgungsforschung Im Gesundheitswesen (InBVG), Bielefeld, Deutschland
,
A Rolf
2   Institut für Bildungs- und Versorgungsforschung Im Gesundheitswesen (InBVG), Bielefeld, Deutschland
,
N Seidl
2   Institut für Bildungs- und Versorgungsforschung Im Gesundheitswesen (InBVG), Bielefeld, Deutschland
,
ÄD Latteck
2   Institut für Bildungs- und Versorgungsforschung Im Gesundheitswesen (InBVG), Bielefeld, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
06 August 2018 (online)

 
 

    Einleitung:

    Pflegende Frauen und Männer sind vielfältigen Belastungen ausgesetzt. Betreute Urlaube für Pflegebedürftige und ihre pflegenden Partner/innen sollen eine Möglichkeit der Entlastung bieten. Bislang fehlen empirisch gesicherte Erkenntnisse zu den Erwartungen, Bedarfen und Einstellungen pflegender Frauen und Männer an diese Urlaube. Ebenso fehlen Erkenntnisse mit geschlechterspezifischem Fokus. Die Forschungsergebnisse geben Hinweise für die Gestaltung betreuter Urlaube, um den pflegenden Angehörigen Erholung und Entlastung zu ermöglichen.

    Material & Methoden:

    Auf Basis einer systematisierten Literaturrecherche wurde mit der qualitativen Inhaltsanalyse von Gläser und Laudel (2010) deduktiv ein hypothetisches Modell I entwickelt. Die anschließende Datenerhebung erfolgte mittels problemzentrierter Interviews mit zehn pflegenden Frauen und neun pflegenden Männern, die an betreuten Urlauben teilnahmen. Die Datenauswertung erfolgte induktiv, indem das erste Modell zu einem hypothetischen Modell II weiterentwickelt wurde.

    Ergebnisse:

    Die Daten zeigen sechs Gelingensbedingungen, bei deren Eintreten es zu positiven Effekten hinsichtlich der Entlastung durch betreute Urlaube bei pflegenden Frauen und Männern kommt. Dazu gehört, Abstand vom Alltag zu gewinnen oder die Pflege des Ehepartners für die Dauer des Urlaubs abgeben zu können. Pflegende Männer weisen im Vergleich zu pflegenden Frauen eine höhere technische Affinität auf. Männer betonen, dass das Wohlergehen ihrer Ehepartnerinnen eine wichtige Voraussetzung ist, um im Urlaub Entlastung zu erleben. Diese Voraussetzung lässt sich bei den Frauen nur implizit ableiten.

    Diskussion:

    Gemeinsame Zeit mit der/m Partner/in zu verbringen und zugleich den eigenen Interessen und Bedürfnissen nachzugehen sowie die pflegebedingten Belastungen zu reduzieren, ist ein zentrales Anliegen pflegender Frauen und Männer für einen betreuten Urlaub. Dabei ist es bedeutsam, die geschlechtsspezifischen Bedürfnisse und Erwartungen von Frauen und Männern zu fokussieren, um die entlastenden Effekte des Urlaubs zu erhöhen.

    Schlussfolgerung:

    Betreute Urlaube bieten Potenzial, die Belastung pflegender Frauen und Männer kurzfristig zu reduzieren. Durch die Explikation der Erwartungen an betreute Urlaube kann ein nutzerorientiertes Angebot systematisch an Fragen der Langfristigkeit des Urlaubeffekts entwickelt werden. Urlaubsdokumentationen können pflegende Frauen und Männer darin unterstützen, im Urlaub erlebte Entlastung auch längerfristig im Alltag als Ressource zu nutzen.


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