Psychother Psychosom Med Psychol 2018; 68(08): e56
DOI: 10.1055/s-0038-1668026
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Psychische Belastungen trotz hoher Behandlungszufriedenheit der Angehörigen von verstorbenen Patienten der Intensivstation

A Hierundar
1   Universitätsmedizin Rostock, Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie, Rostock, Deutschland
,
T Schürholz
1   Universitätsmedizin Rostock, Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie, Rostock, Deutschland
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Publication Date:
06 August 2018 (online)

 
 

    Einleitung:

    Das Ziel dieser Studie war es, die Behandlungszufriedenheit und die Zufriedenheit mit der Entscheidungsfindung bei Hinterbliebenen von Patienten, die auf einer perioperativen Intensivstation (ICU) behandelt wurden, zu erfassen, und Zusammenhänge mit deren psychischen Belastung (PTSD, Major Depression, Angst, Anhaltende Trauer) im Zuge der Behandlungserfahrung zu untersuchen.

    Material & Methoden:

    Querschnittsanalyse. Familienmitglieder von Patienten, die im Vorjahr auf einer perioperativen Intensivstation verstarben, nahmen teil. Der Fragebogen enthielt sozio-demografische Hintergrundvariablen, den Fragebogen zur Familienzufriedenheit auf der Intensivstation (FS-ICU 24, Heyland), die Brief-Symptom-Checklist (BSCL, Franke), die Posttraumatic Diagnostic Scale (PDS, Foa et al.) sowie den Fragebogen zur Komplizierten Trauer – Kurzversion (nach Prigerson & Jacobs, dt. Version: Rosner) und den Fragebogen zur Erhebung der Anhaltenden Trauerstörung (PG13+9) für Erwachsene (Vogel et al.). Deskriptive und non-parametrische Statistiken wurden in der Analyse verwendet.

    Ergebnisse:

    Insgesamt 44 (31%) Verwandte gaben das Fragebogenpaket zurück, 38 (27%) davon vollständig ausgefüllt. Hohe Zufriedenheit mit der Behandlung, den gegebenen Informationen und der Entscheidungsfindung bei der absoluten Mehrheit der Familienangehörigen. Sehr hohe Prävalenzen psychischer Belastungen: 86,8% der Hinterbliebenen PTSD-Symptomträger, davon 3 (7,9%) mit Vollbild der Posttraumatischen Belastungsstörung, 9 (23,7%) mit Partieller PTSD. 13 Familienangehörige (34%) schildern eine klinisch relevante Angstsymptomatik, zudem leiden 10 (26%) der Angehörigen unter bedeutsamer depressiver Symptomatik.

    Diskussion:

    Signifikant erhöhte Prävalenzen psychischer Störungen bei erheblich belasteten Hinterbliebenen nach ICU-Erfahrung. Keine signifikanten Zusammenhänge zwischen ICU-spezifischen Aspekten und der psychischen Belastung der Angehörigen. Keine bedeutsamen Zusammenhänge zwischen Angst, Depression, PTSD und Trauer und dem Ausmaß der Zufriedenheit mit der ICU-Erfahrung.

    Schlussfolgerung:

    Bedarf an Präventions- und Nachsorgemöglichkeiten für Angehörige von Intensivpatienten in Anlehnung an die evidenzbasierten Interventionen aus der Psychoonkologie.


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