Z Gastroenterol 2018; 56(08): e233
DOI: 10.1055/s-0038-1668735
Kurzvorträge
Dünndarm, Dickdarm, Proktologie
Reizdarm, Nahrungsmittelunverträglichkeit, refraktäre Zöliakie – Freitag, 14. September 2018, 15:10 – 16:22, 22a
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Effekte eines digitalen Symptom- und Ernährungstagebuchs auf Symptomschwere und Lebensqualität beim Reizdarmsyndrom

J Brinkmann
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
,
L Geigis
2   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
,
DTJ Feist
3   HiDoc Technologies GmbH, Data Science, Berlin, Deutschland
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
13 August 2018 (online)

 
 

    Einleitung:

    Digitale Gesundheitsanwendungen konnten in vielen Bereichen der Medizin bereits therapeutische Wirksamkeit zeigen. In der Gastroenterologie sind entsprechende Anwendungen noch rar. Um die Behandlung des Reizdarmsyndroms (IBS) zu verbessern haben wir ein App-basiertes Symptom- und Ernährungstagebuch entwickelt und die Auswertung automatisiert.

    Ziel:

    Messung des Einflusses eines digitalen Symptom- und Ernährungstagebuchs auf die Symptomschwere und Lebensqualität bei IBS.

    Methodik:

    Rekrutierung, Intervention und Datenerfassung erfolgten über die App Cara der Firma HiDoc Technologies GmbH. Die Nutzer wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. An Tag 1 (Baseline) und Tag 28 ± 2 (Follow-up) füllten die Nutzer entweder den IBS-QOL-Fragebogen (Gruppe 1) zur Erfassung der Lebensqualität oder den IBS-SSS-Fragebogen (Gruppe 2) zur Erfassung der Symptomschwere aus. Es wurden nur App-Nutzer mit einer IBS-Diagnose inkludiert, die das Follow-up nach 28 ± 2 Tagen abgeschlossen haben. Während des Beobachtungszeitraums protokollierten die Nutzer täglich zusätzlich in der App ihre Beschwerden (Bauchschmerzen, Blähungen, Stuhlverhalten, Kopfschmerzen, andere Schmerzen) sowie Ernährung, Zyklus, Stimmung und Stress. Die App gab den Nutzern automatisiert individuelles Feedback zu ihren Einträgen.

    Ergebnis:

    Gruppe 1 (Lebensqualität): 33 Probanden im Alter von 18 – 68 Jahren (ø 30,0 ± 10,3 Jahre; w: 91%) schlossen die Studie ab. Der IBS-QOL-Score verbesserte sich von 37,1 auf 45,6 Punkte nach 28 ± 2 Tagen (p < 0,001).

    Gruppe 2 (Symptomschwere): 56 Nutzer im Alter von 18 – 63 Jahren (ø 33,6 ± 11,0 Jahre; w: 77%) nahmen am Follow-up nach 28 ± 2 Tagen teil. Der IBS-SSS-Score verbesserte sich von 272,9 auf 222,4 signifikant (p < 0,001).

    Schlussfolgerung:

    Die Nutzung der App Cara geht mit einer Verbesserung der Symptomschwere und Lebensqualität einher. Ob dieser Effekt kausal auf die App-Nutzung zurückzuführen ist, sollte unter kontrollierten Bedingungen überprüft werden. Ferner gilt es zu untersuchen, wie man im klinischen Alltag von dem Einsatz der App profitieren kann.


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