Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2018; 28(05): 308
DOI: 10.1055/s-0038-1673274
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Stosswellentherapie und Bindegewebe – Medizin und Ästhetik

M Mickel
1   Universitätsklinik für Physikalische Medizin, Rehabilitation und Arbeitsmedizin, Medizinische Universität Wien
,
R Crevenna
1   Universitätsklinik für Physikalische Medizin, Rehabilitation und Arbeitsmedizin, Medizinische Universität Wien
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Publication History

Publication Date:
11 October 2018 (online)

 
 

    Hintergrund:

    Die extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) wird seit vielen Jahren erfolgreich in der Behandlung von Knochen- und Sehnenpathologien eingesetzt. Durch die bisher bekannten Wirkmechanismen der Stoßwellentherapie erweitert sich das Indikationsspektrum kontinuierlich und spiegelt sich in der Anzahl der diesbezüglich publizierten wissenschaftlichen Arbeiten wieder. Im Bereich der Weichteilerkrankungen werden von der Deutschsprachige Internationalen Gesellschaft für Extrakorporale Stoßwellentherapie Wundheilungsstörungen (unterschiedlicher Genese) und Verbrennungen (nicht zirkumferent) bereits als Standardindikationen für die ESWT angeführt.

    Die Einheiten Haut – Unterhautgewebe – Fettgewebe können und dürfen aufgrund ihrer funktionellen Vernetzung nicht getrennt betrachtet werden. Hieraus folgend muss aber auch die Grenzziehung zwischen medizinischer Indikation und ästhetischer Behandlung überdacht werden. Beispielhaft sind hier Erkrankungen wie Lymphödem, Lipödem, Sklerodermie und sklerodermie-ähnliche Erkrankungen, aber auch ästhetische Bindegewebsveränderungen wie Cellulite, anzuführen.

    Vor dem Hintergrund eines immer stärker wachsenden kommerziellen Umfeldes, welches ohne wissenschaftlicher Basis arbeitet, soll die bereits vorliegende Evidenz dargestellt und möglich Perspektiven für den Einsatz der Stoßwellentherapie im Bereich der Haut und des oberflächennahen Bindegewebes im Sinne der Patientensicherheit diskutiert werden.

    Methode:

    Histologische/physiologische Grundlagendarstellung der Haut und des assoziierten Bindegewebes. Präsentation der derzeitig vorliegenden Datenlage (PubMed/MEDLINE) der Behandlungsmethode ESWT in Bezug auf Haut und körperoberflächennahes Bindegewebe.

    Ergebnisse:

    Pilotstudien, Case Reports und kleine Fallserien zeigen Hinweise auf die positive Beeinflussbarkeit von Pathologien und Veränderungen der Haut und des körperoberflächennahen Bindegewebes mittels ESWT.

    Schlussfolgerungen:

    Aufgrund der funktionellen Vernetzung der Haut mit den darunter liegenden Gewebseinheiten kann im diesbezüglichen Behandlungsspektrum zwischen medizinischer Indikation und ästhetischem Bedürfnis keine strikte Trennlinie gezogen werden. Dadurch ergibt sich aber auch ein wissenschaftlicher Diskussionsbedarf über Möglichkeiten und Nutzen medizinischer Maßnahmen in diesem Grenzbereich. Die Extrakorporale Stoßwellentherapie kann hier, wie die bisher vorliegenden wissenschaftlichen Daten zeigen, als innovatives, nicht-invasives und nebenwirkungsarmes therapeutisches Instrument betrachtet werden.


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