Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2018; 53(S 01): S12
DOI: 10.1055/s-0038-1675496
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Organspende nach Kreislaufstillstand bei Lawinenverschüttung – Eine retrospektive Beobachtungsstudie

L Gasteiger
1   Universitätsklinik für Anästhesie und Intensivmedizin Innsbruck
,
S Eschertzhuber
1   Universitätsklinik für Anästhesie und Intensivmedizin Innsbruck
,
J Martini
1   Universitätsklinik für Anästhesie und Intensivmedizin Innsbruck
,
G Putzer
1   Universitätsklinik für Anästhesie und Intensivmedizin Innsbruck
,
R Unterpertinger
1   Universitätsklinik für Anästhesie und Intensivmedizin Innsbruck
,
P Mair
1   Universitätsklinik für Anästhesie und Intensivmedizin Innsbruck
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
14 November 2018 (online)

 
 

    Hintergrund:

    Ein Herzkreislaufstillstand bei Lawinenverschüttung ist oftmals mit einer akzidentellen Hypothermie vergesellschaftet, die häufigste Ursache ist jedoch die Asphyxie, sodass häufig sekundär ein hypoxischer Hirnschaden auftritt [1]. Aufgrund der erwiesenen Neuroprotektion durch die Hypothermie wird in den Guidelines eine liberale Anwendung von extrakorporalen Kreislaufersatzverfahren (ECLS) empfohlen [2]. Es gibt bisher keine Studien, die untersucht haben, ob Patienten, die mit ECLS versorgt wurden, im Falle des Nicht-Überlebens häufiger zu Organspendern wurden, als Patienten ohne ECLS Therapie.

    Methode:

    Retrospektive Datenerhebung aus der Hypothermie-Datenbank der Universitätsklinik Innsbruck. Gesucht wurde nach lawinenverschüttungsassoziierten Herzkreisklaufstillstand. Datenerhebung zu Unfallhergang, Verschüttungsdauer, Verschüttungstiefe, Körperkerntemperatur, Überleben, Todesursache, CPR-Dauer, CPR-Art, ICU-Aufenthaltsdauer, pH-Wert, Serumkaliumspiegel, Laktatspiegel und Base Excess bei Aufnahme sowie gegebenenfalls durchgeführte Explantationen und konsekutive Organtransplantationen wurden erhoben.

    Ergebnisse:

    An der Universitätsklinik Innsbruck wurden im Zeitraum zwischen 2001 – 2018 44 Patienten mit einem hypothermen Kreislaufstillstand nach Lawinenverschüttung behandelt. Insgesamt 11 Patienten (25%) überlebten bis zur Krankenhausentlassung. Alle Patienten (100%) mit ROSC nach BLS (n = 5) überlebten. Von den Patienten mit ROSC nach ALS (n = 24) überlebten 5 (20%). Von den Patienten mit ROSC nach ECLS (n = 15) überlebte 1 Patient (6%). Bei 25 Patienten (75% jener die nicht überlebten) war die Todesursache ein hypoxisches Hirnödem. Insgesamt 6 Patienten (18,2% jener die nicht überlebten) wurden zu Organspendern, davon kamen 5 Patienten aus der ALS (20%) und 1 Patient aus der ECLS-Gruppe (6%). Es wurden insgesamt 26 Organe davon 11 Nieren, 5 Lebern, 4 Herzen, 3 Pankreas und 3 Lungen explantiert und erfolgreich transplantiert.

    Schlussfolgerung:

    Bei Patienten, welche in Folge einer Lawinenverschüttung aufgrund eines Herzkreislaufstillstands einen Hirntod erleiden, können alle Organe erfolgreich transplantiert werden. Unsere Zahlen geben keinen Hinweis dafür, dass der liberale Einsatz von ECLS nach hypothermen Herzkreislaufstillstad bei Lawinenverschütteten zu einem signifikanten Anstieg der Überlebensrate bzw. der Organspenderzahlen führt.

    Literatur:

    [1] Haegeli P, Falk M, Brugger H, Etter HJ, Boyd J. Comparison of avalanche survival patterns in Canada and Switzerland. CMAJ 2011;183:789 – 95.

    [2] Brugger H, Durrer B, Elsensohn F, Paal P, Strapazzon G, Winterberger E, Zafren K, and Boyd J. (2013). Resuscitation of avalanche victims: Evidence-based guidelines of the international commission for mountain emergency medicine (ICAR MEDCOM): intended for physicians and other advanced life support personnel. Resuscitation 84:539 – 546.


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