Pneumologie 2019; 73(03): 189
DOI: 10.1055/s-0038-1676412
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Massive Sandaspiration mit Verlegung der Atemwege bei einem Vierjährigen

M Mühr
1   Helios Klinikum Erfurt GmbH, 1. Medizinische Klinik, Pneumologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin
,
G Kellner
2   Helios Klinikum Erfurt GmbH, Klinik für Hals- Nasen- und Ohrenheilkunde
,
D Eßer
2   Helios Klinikum Erfurt GmbH, Klinik für Hals- Nasen- und Ohrenheilkunde
,
JU Bauer
1   Helios Klinikum Erfurt GmbH, 1. Medizinische Klinik, Pneumologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin
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Publication History

Publication Date:
12 March 2019 (online)

 
 

    Einleitung:

    Fremdkörperaspirationen sind eine wichtige Differenzialdiagnose der pädiatrischen Akutmedizin. Aufgrund des geringen Durchmessers kindlicher Atemwege, kann die Einatmung von Fremdkörpern in Larynx, Trachea oder Bronchien zu einer Atemwegsobstruktion mit schwerwiegenden Komplikationen führen. Die Mortalität nach Fremdkörperaspiration beträgt aufgrund von mechanischer Obstruktion, Laryngospasmus oder sekundärer Pneumonie bis zu 3,4% (Shah et al., 2010). Sandaspirationen stellen eine Rarität dar. In der Literatur finden sich nur wenige Kasuistiken mit Sandaspiration. Hier spielen vor allen Dingen Verschüttungsunfälle insbesondere von Kindern eine Rolle. Das Spektrum der berichteten Fälle reicht von Asphyxie bis hin zum Überleben mit Folgesymptomen im Sinne der Ausbildung einer bronchialen Hyperreagibilität und strukturellen Lungenveränderungen im Sinne von Bronchiektasen. Systematische Handlungsempfehlungen für den Fall einer Sandaspiration existieren nicht.

    Kasuistik:

    Ein 3-jähriger Junge kam im Kindergarten während des Spiels mit dem Gesicht voran in der Sandkiste zu Fall. Reflexartig erfolgte eine starke Inspiration und nachfolgend schwere Atemnot. Vor Ort erfolgte die sofortige manuelle Ausräumung von Sand aus dem Nasenrachenraum. Anschließend Erstversorgung über den Notarzt und Verlegung des Kindes intubiert beatmet auf die Intensivstation. Radiologisch zeigte sich eine Belüftungsstörung rechts mit Mediastinalshift. Sofortige Durchführung der Endoskopie. Bronchoskopisch fanden sich tracheal kleine Steine und Sand bis hin zur kompletten Verlegung des rechtsseitigen Bronchialsystems durch zementartig inkrustierten Sand. Extraktion nur nach Umintubation mit starren Bronchoskop. Postinterventionell Beginn einer kalkulierten antibiotischen Therapie sowie einer systemischen und inhalativen Kortisontherapie. In der radiologischen Verlaufskontrolle Rückbildung der Atelektase. Im weiteren Verlauf klinische Stabilisierung. Der Patient konnte am Tag 2 nach Intervention extubiert werden und am Tag 6 das Krankenhaus verlassen.

    Fazit:

    Entscheidend für den in diesem Fall sehr erfreulichen Ausgang scheint zum einen das rasche und effektive Notfallmanagement vor Ort mit der Intubation und der sofortigen Ausräumung größerer Sandmengen aus dem Nasenrachenraum zu sein Die Kombination aus starrer und flexibler Bronchoskopie war bei diesem Fall aufgrund der unerwartet schnellen Verkrustung des Sandes als effektive Methode zur Entfernung des Aspirats notwendig.


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