Nervenheilkunde 2019; 38(05): 305
DOI: 10.1055/s-0039-1685098
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Erkrankungen des peripheren Nerven und der motorischen Endplatte
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Erfahrungen mit massiv-paralleler Sequenzierung in der Diagnostik von CMT-Neuropathien

S Rudnik-Schöneborn
1   Medizinische Universität Innsbruck, Sektion Humangenetik, Innsbruck, Österreich
,
E Maurer
1   Medizinische Universität Innsbruck, Sektion Humangenetik, Innsbruck, Österreich
,
M Witsch-Baumgartner
1   Medizinische Universität Innsbruck, Sektion Humangenetik, Innsbruck, Österreich
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Publication History

Publication Date:
06 May 2019 (online)

 
 

    Einleitung:

    Charcot-Marie-Tooth (CMT)-Neuropathien sind außerordentlich heterogen. Eine genetische Stufendiagnostik ist sinnvoll, zumal etwa 80 – 90% der Mutationen auf die „Big 4“ (PMP22, GJB1, MPZ, MFN2) entfallen.

    Methoden:

    Je nach Klinik und Familienanamnese erfolgt bei Verdacht auf eine CMT in unserem Labor zunächst eine MLPA im Hinblick auf eine PMP22-Duplikation (Dup) oder -Deletion (Del), dann eine Sanger-Sequenzierung des GJB1-Gens unter Einschluss der 5“ UTR. Seit 2016 bieten wir eine Multigen-Panelanalyse an, die wir bei 26 Indexpatienten nach Ausschluss einer PMP22-Dup/Del durchgeführt haben.

    Ergebnisse:

    Bei 5 von 26 (19%) Patienten wurde eine sichere und bei 4 (15%) eine mögliche genetische Diagnose gestellt. Es wurden pathogene Mutationen (C5) für autosomal dominante (NEFL, PMP22) und autosomal rezessive CMT (SH3TC2, GDAP1, IGHMBP2) nachgewiesen. Unklare Varianten (C3) zeigten 4 Patienten in den Genen MFN2, BICD2, LITAF, GDAP1. Bei 3 Patienten wurde Heterozygotie für eine autosomal rezessive CMT nachgewiesen (PRX, SBF2, FGD4).

    Diskussion:

    Nach bisherigen Studien lassen sich durch Multigen-Panels bzw. Exom-Analysen nicht mehr als 15 – 20% der CMT-Fälle, die nicht zu den „Big 4“ gehören, aufklären. In unserer Serie haben wir eine unerwartet hohe genetische Erkennungsrate von bis zu 34% (ohne PMP22 Dup/Del) erzielt. Hierbei spielten die verbleibenden Gene der „Big 4“ (GJB1, MPZ, MFN2) nur eine untergeordnete Rolle. Die Ergebnisse unterstützen unseren diagnostischen Algorithmus.


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