Z Gastroenterol 2019; 57(06): e170
DOI: 10.1055/s-0039-1688854
Presidential Poster
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Intramurale Pseudodivertikulose des Ösophagus als Ursache von Dysphagie

W Scheppach
1   Medizinische Klinik, Schwerpunkt Gastroenterologie/Rheumatologie, Klinikum Würzburg Mitte, Standort Juliusspital, Würzburg
,
M Zwicker
1   Medizinische Klinik, Schwerpunkt Gastroenterologie/Rheumatologie, Klinikum Würzburg Mitte, Standort Juliusspital, Würzburg
,
M Schubring
1   Medizinische Klinik, Schwerpunkt Gastroenterologie/Rheumatologie, Klinikum Würzburg Mitte, Standort Juliusspital, Würzburg
,
J Bohn
1   Medizinische Klinik, Schwerpunkt Gastroenterologie/Rheumatologie, Klinikum Würzburg Mitte, Standort Juliusspital, Würzburg
,
N Reißmann
1   Medizinische Klinik, Schwerpunkt Gastroenterologie/Rheumatologie, Klinikum Würzburg Mitte, Standort Juliusspital, Würzburg
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Publication Date:
28 May 2019 (online)

 
 

    Eine 57-jährige Patientin wurde mit einer schweren Schluckstörung für feste Speisen stationär aufgenommen. Flüssigkeiten konnten in kleinen Mengen noch aufgenommen werden. Innerhalb von drei Monaten hatte sie 6 kg an Gewicht abgenommen. Die Symptomatik sei im Anschluss an eine Angina tonsillaris progredient verlaufend aufgetreten. Eine Soorbesiedelung des Rachens sei HNO-ärztlich lokal behandelt worden. Die Patientin litt langjährig an einer chronischen Bronchitis und Neurodermitis. Sie rauche nicht, trinke aber regelmäßig täglich 1 – 2 Glas Wein oder Bier.

    Endoskopisch fanden sich zwei für das Kindergastroskop (Außendurchmesser 5,2 mm) gerade noch passierbare sequentielle Ösophagusstenosen. Die proximale Stenose erstreckte sich vom Ösophaguseingang (18 cm ab Zahnreihe, a.Z.) ca. 5 cm nach distal, die distale Stenose begann bei 35 cm a.Z. und erstreckte sich ca. 3 cm weit bis zur Z-Linie. Die gesamte Ösophagusschleimhaut war diffus entzündlich verändert (Schwellung, Rötung, Vulnerabilität) und zeigte Soorauflagerungen. Bei 18 bzw. 25 cm a.Z. fanden sich Fistelöffnungen. Histologisch zeigte sich dysplasiefreies Plattenepithel des Ösophagus mit deutlich chronischer, gering florider Entzündung. Für eine virale (HSV, CMV) oder bakterielle Genese ergaben sich keine Anhaltspunkte, ebenso wenig für eine eosinophile Ösophagitis.

    Computertomographisch zeigte sich eine erhebliche Verbreiterung des Ösophagus-querdurchmessers auf ca. 3 cm. Neben dem wahren Lumen fanden sich in der Tiefe der Ösophaguswand 2 weitere „falsche“ Lumina, die über Fistelgänge mit dem wahren Lumen in Verbindung standen.

    Nach Abgleich mit Literaturangaben wurde die Diagnose einer intramuralen Pseudivertikulose des Ösophagus gestellt. Zunächst wurde die Patientin antibakteriell und antimykotisch ohne erkennbaren Erfolg behandelt. Mangels alternativer Optionen bei zervikaler Lokalisation der führenden Stenose wurde eine Bougierungstherapie mit Savarystäben eingeleitet, wobei die äußerst harten Engstellen von 7 auf zuletzt 15 mm geweitet wurden. Bei unzureichender Langzeitwirkung wurde parallel mit Prednisolon in einer initialen Tagesdosis von 40 mg behandelt. Aktuell nehmen die Schluckstörungen nach Ausschleichen des Steroids wieder zu.

    Die intramurale Pseudodivertikulose ist eine seltene benigne Erkrankung der Ösophaguswand, die zu Stenosen des Lumens und somit zur Dysphagie führt. Ursächlich scheint eine Entzündung, periduktale Fibrose und Kompression der Ostien submukosaler Drüsen zu sein. Therapeutisch steht die repetitiv durchgeführte Bougierung der Stenosen im Vordergrund. Eine Assoziation mit Alkohol-Folgekrankheiten ist beschrieben.


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