Z Gastroenterol 2019; 57(06): e180
DOI: 10.1055/s-0039-1688878
Kategorie: Der interessante Fall
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Exophytischer Tumor im Colon: Eine seltene Differentialdiagnose zum Karzinom

K Tzavella
1   Gastroenterologische Fachpraxis Dres. Winfried Schatke und Roland Ott, München
,
R Ott
1   Gastroenterologische Fachpraxis Dres. Winfried Schatke und Roland Ott, München
,
H Hitz
2   Praxis für Innere Medizin, Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin, München
,
W Schatke
1   Gastroenterologische Fachpraxis Dres. Winfried Schatke und Roland Ott, München
,
D Karimi
3   Pathologie München Nord
,
C Poremba
3   Pathologie München Nord
,
A Rosenwald
4   Institut für Pathologie, Universität Würzburg
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
28 May 2019 (online)

 
 

    Vorgeschichte:

    Einem 79-jährigem Patientin fiel auf, dass er körperlich zunehmend weniger belastbar war. Treppensteigen wurde immer mühsamer. Eine Laborkontrolle erbrachte beim Hämato-Onkologen einen Hb-Wert von 9,5 g/dl. Zur Blutungsquellensuche wurde eine Gastroskopie und Koloskopie empfohlen.

    Endoskopie:

    Die Inspektion des oberen Magen-Darmtraktes konnte keine Ursache ausfindig machen. Bei der Koloskopie fand sich ein exophytischer, 2/3 der Zirkumferenz umfassender polypoider Tumor am Coecumpol mit Einbeziehung der Ileocoecalklappe. Die maximale Ausdehnung lag bei ca. fünf Zentimetern. Das Ostium der Klappe war intubierbar, das Ileum unauffällig. Es wurden zahlreiche Biopsien entnommen.

    Pathologische Begutachtung:

    Überraschenderweise fanden sich Anteile eines blastären, nicht-kleinzelligen malignen Tumors. Immunhistochemisch und abgesichert durch einen Referenzpathologen wurde die Diagnose eines (aggressiven) diffusen, großzelligen B-Zell-Lymphoms (zentroblastisch, Nicht-Keimzentrumstyp nach Hans) diagnostiziert. Durch die Referenzpathologen wurde zusätzlich eine EBV-assoziierte Lymphoproliferation sowie eine Translokation in MYC-Gen ausgeschlossen.

    Staging:

    Hierbei ergab sich keinerlei Hinweis auf eine Fernmetastasierung oder eine Knochenmarksbeteiligung.

    Therapie:

    Der Patient erhielt über sechs Zyklen eine Immun-Chemotherapie nach dem R-CHOP-Protokoll (= Immuntherapie mit dem anti-CD20 Antikörper Rituximab, zusätzlich Cyclophosphamid, Doxorubicin, Vincristin und Prednison).

    Restaging:

    Im erneuten CT wurde eine komplette Remission attestiert. Die Endoskopie zeigt außer mäßigen narbigen Veränderungen mit einer gewissen Faltenraffung im ehemaligen Tumorareal keine weiteren Auffälligkeiten, der Tumor war regelrecht „weggeschmolzen“, die Biopsien bestätigten die komplette Remission.

    Zusammenfassung:

    Maligne Lymphome sind eine seltene, aber sehr wichtige und vor allem gut zu therapierende Differentialdiagnose zum Kolonkarzinom. Der Anteil an den Kolonneoplasien wird mit 0,5 bis 0,9% angegeben. Weitaus am häufigsten sind diese Lymphome im Bereich des Coecums (60%) und des Ascendens bzw. der rechten Flexur (27%). Das Ansprechen auf eine Chemotherapie ist zumeist sehr gut.


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