Zentralbl Chir 2019; 144(S 01): S75
DOI: 10.1055/s-0039-1694149
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

CMV-Virämien nach Lungentransplantation: Erhöhte Inzidenz für akute Abstoßung und latent veränderte T-Zellantwort im Langzeitverlauf

L Riederer
1   Abteilung für Thoraxchirurgie, Klinikum der Universität München, Ludwig-Maximilians-Universität München
,
N Strobl
1   Abteilung für Thoraxchirurgie, Klinikum der Universität München, Ludwig-Maximilians-Universität München
,
E Nößner
2   Immunoanalytics- Core Facility & Research Group Tissue Control of Immunocytes, Helmholtz Zentrum München
,
G Warnecke
3   Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie, Medizinische Hochschule Hannover
,
AK Knöfel
3   Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie, Medizinische Hochschule Hannover
,
RA Hatz
1   Abteilung für Thoraxchirurgie, Klinikum der Universität München, Ludwig-Maximilians-Universität München
,
A Haverich
3   Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie, Medizinische Hochschule Hannover
,
G Preissler
4   Klinik Schillerhöhe, Robert Bosch Krankenhaus, Gerlingen/Stuttgart
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
04 September 2019 (online)

 
 

    Hintergrund:

    CMV-Virämien bei Lungentransplantation (LTX) führen zu einer Verschlechterung der Langzeitergebnisse. In einer prospektiven Analyse wurde daher der klinisch-immunologische Langzeitverlauf nach LTX unter präemptiver CMV-Therapie analysiert.

    Material und Methode:

    Von 191 Empfängern (m/w: 95/96, Alter 52 ± 1y, LAS 45 ± 1) war der CMV-Serostatus präTx bei 98 positiv (R+), bei 93 negativ (R-). 102 Empfänger (Alter 54 ± 1y) entwickelten innerhalb des ersten Jahres mind. eine CMV-Virämie (V+, Viruslast ≥150 Kop/ml, TaqMan), 89 (Alter 51 ± 1y) hatten keine Virämie (V-). T-Helfer (CD3+/CD4+), sowie zytotoxische (CD3+/CD8+) T-Zellen wurden durchflusszytometrisch präTx, an Tag 7, 14, 21, 90, 180, 270, 365, 720 & 1080 nach LTX bestimmt. Positive Histologie (A≥1) wurde als akute Abstoßung (AR) gewertet und CLAD nach Verleden (2014) definiert. Daten sind Mittelwerte ± SEM.

    Ergebnis:

    CMV-Virämie war mit tendenziell schlechterem Überleben (ÜL) assoziiert (p = 0.062). Virämien traten im ersten Jahr (Gipfel innerhalb 90 d) am häufigsten auf (73,9% vs. 26,1%). Das Virämierisiko war bei R- und positivem Spender (D+) erhöht (p < 0,05). CMV wurde meist durch den Spender übertragen (V+ bei D+ 84,8% vs. D- 15,2%). Bei R- war das ÜL bei V+ schlechter (p = 0,03). Bei V+ traten im ersten Jahr nach LTX AR häufiger auf als bei V- (22.5% vs. 9.5%, p = 0.021). Die Anzahl der Virämie-Episoden (1.4 ± 0.2* vs. 0.8 ± 0.1, p = 0.006), nicht aber -dauer und Viruslast waren mit der AR-Inzidenz assoziiert. CLAD-Inzidenz zeigte keinen Gruppenunterschied (V+ vs. V- p = 0,46). V+ zeigte im Vergleich zu V- eine signifikant niedrigere CD4/CD8 Ratio ab Tag 365 (1,8 ± 0,3%* vs. 2,6 ± 0,3%) bis Tag 1080 (0,8 ± 0,1%* vs. 1,6 ± 0,2%), bedingt durch den Anstieg von CD8+ Zellen bei V+ ab Tag 270 (V+ 516 ± 77* vs. V- 299 ± 46/µl).

    Schlussfolgerung:

    CMV-Virämien nach LTX sind mit vermehrt auftretenden Abstoßungsreaktionen assoziiert. Trotz Häufigkeitsgipfel innerhalb 90 Tagen, wird eine CD8 T-Zell-Antwort mit 9 Monaten Latenz getriggert, persistiert dann aber langfristig. Erstaunlicherweise wird dennoch im Verlauf von 3 Jahren keine erhöhte CLAD-Inzidenz beobachtet. Trotzdem zeigt sich in der Hochrisikogruppe (R-/V+) ein schlechteres Überleben. Andere Faktoren außer CLAD, wie z.B. eine chronisch unspezifische Immunantwort und erhöhte Infektanfälligkeit könnten das schlechtere Überleben bedingen.


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