Z Gastroenterol 2019; 57(09): e213
DOI: 10.1055/s-0039-1695176
Dünndarm, Dickdarm, Proktologie
Infektionen und Notfälle: Donnerstag, 03. Oktober 2019, 12:25 – 14:01, Studio Terrasse 2.2 B
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Antibiotika-assoziierte Diarrhoe (AAD) – ein reales Problem in deutschen Kliniken?

J Labenz
1   Diakonie Klinikum, Jung-Stilling Krankenhaus, Innere Medizin, Siegen, Deutschland
,
M Gross
2   Internistisches Klinikum München Süd, München, Deutschland
,
R Kiesslich
3   Helios HSK Klinik, Wiesbaden, Deutschland
,
A Madisch
4   KRH Klinikum Siloah, Hannover, Deutschland
,
D Schilling
5   Diakonissenkrankenhaus, Mannheim, Deutschland
,
B Terjung
6   GFO-Kliniken Bonn, Bonn, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
13 August 2019 (online)

 
 

    Einleitung:

    In der verfügbaren Literatur wird die Häufigkeit der AAD zwischen 5% und 35% (in Extremfällen zwischen < 1% und bis zu 80%) angegeben, bis zu 20% davon sollen durch Clostridium difficile verursacht sein. Auf der Basis einer Cochrane Metaanalyse sollte für stationäre Patienten eine präventive Behandlung erwogen werden.

    Ziele:

    Durch eine prospektive Datenerhebung in internistischen Kliniken mit gastroenterologischem Schwerpunkt sollte die Häufigkeit einer AAD und einer CDI unter Routinebedingungen bestimmt und diskutierte Risikofaktoren explorativ evaluiert werden.

    Methodik:

    In 6 internistischen Kliniken mit gastroenterologischem Schwerpunkt wurden im Zeitraum zwischen Dezember 2018 und März 2019 jeweils über ca. 2 Monate alle Patienten, die eine Antibiotika-Therapie erhielten, prospektiv erfasst. Während der stationären Behandlung wurde das Auftreten gastrointestinaler Nebenwirkungen, speziell einer Diarrhoe, registriert. Im Falle einer Diarrhoe erfolgte eine Zweischritt-Diagnostik zum Nachweis bzw. Ausschluss eine CDI (Antigen- und Toxinnachweis). Die anonymisierten Daten wurden zentral deskriptiv und explorativ ausgewertet.

    Ergebnis:

    In den 6 Kliniken wurden im Beobachtungszeitraum insgesamt 529 Patienten (Durchschnittsalter zwischen 71 und 75J) mit Antibiotikatherapie erfasst (Anzahl pro Klinik: 47 – 183 entsprechend 84%-97% aller Antibiotika-Therapien im Erhebungszeitraum). Insgesamt entwickelten 71 Patienten (13,4%) eine AAD mit einer Varianz zwischen den Kliniken von 0% bis 30%. Von diesen Patienten hatten 18 (25,4%) eine CDI (Varianz zwischen Kliniken von 0% bis 48%). Eine AAD war nicht häufiger bei PPI-Konsumenten und bei Patienten mit einem Alter > 60 Jahre.

    Schlussfolgerung:

    Eine AAD tritt in deutschen Kliniken mit 13,4% (Spannbreite: 0 – 30%) seltener auf als aus manchen, aber nicht allen Literaturdaten zu erwarten. Jede 4. AAD beruht auf einer CDI. PPI-Konsum und höheres Lebensalter waren in dieser repräsentativen Datenerhebung keine relevanten Risikofaktoren.


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