Z Gastroenterol 2019; 57(09): e252-e253
DOI: 10.1055/s-0039-1695282
Leber und Galle
Komplikationen der Leberzirrhose und hepatische Enzephalopathie: Klinische Aspekte: Donnerstag, 03. Oktober 2019, 15:50 – 17:26, Studio Terrasse 2.1 A
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Management der hepatischen Enzephalopathie in Deutschland: eine Umfrage unter Gastroenterologen und Allgemeinmedizinern

C Labenz
1   Universitätsmedizin Mainz, I. Medizinische Klinik, Mainz, Deutschland
,
CC Adarkwah
2   Gemeinschaftspraxis familydocs, Kreuztal, Deutschland
,
S Miehlke
3   Facharztzentrum Eppendorf, Magen-Darm-Zentrum, Hamburg, Deutschland
,
T Frieling
4   Helios Klinikum Krefeld, Medizinische Klinik II, Krefeld, Deutschland
,
WP Hofmann
5   MVZ für Gastroenterologie am Bayerischen Platz, Berlin, Deutschland
,
PR Galle
1   Universitätsmedizin Mainz, I. Medizinische Klinik, Mainz, Deutschland
,
MA Wörns
1   Universitätsmedizin Mainz, I. Medizinische Klinik, Mainz, Deutschland
,
J Labenz
6   Diakonie Klinikum, Jung-Stilling Krankenhaus, Abteilung für Innere Medizin, Siegen, Deutschland
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
13 August 2019 (online)

 
 

    Einleitung:

    Das diagnostische und therapeutische Vorgehen deutscher Ärzte bei hepatischer Enzephalopathie (HE) wurde bisher nicht untersucht.

    Ziele:

    Evaluation des Managements der HE in der hausärztlichen und fachärztlichen Versorgung.

    Methodik:

    Ein elektronischer Fragebogen mit 17 Fragen zum Management der HE wurde an alle Gastroenterologen des bng (Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen) und der ALGK (Arbeitsgemeinschaft Leitender gastroenterologischer Krankenhausärzte) und an Allgemeinmediziner bzw. hausärztlich tätige Internisten in Südwestfalen versendet.

    Ergebnisse:

    172 Gastroenterologen und 54 Hausärzte nahmen an der Umfrage teil. 26,7% aller Gastroenterologen gaben an, ihre Patienten bei Erstdiagnose einer Leberzirrhose immer auf das Vorliegen einer HE zu untersuchen. Die angewendeten Testverfahren zur Diagnose einer HE waren sowohl bei Gastroenterologen als auch bei Hausärzten heterogen verteilt. Während Gastroenterologen eine Kombination verschiedener Testverfahren (27,9%) bzw. eine alleinige klinische Untersuchung (23,0%) einsetzten, diagnostizierten Hausärzte Patienten vorrangig klinisch (55,3%). 63,7% der Gastroenterologen und 28,3% der Hausärzte gaben Patienten mit einer HE korrekte Ernährungsempfehlungen. Sowohl die Akutbehandlung einer OHE als auch die Rezidivprophylaxe wurden von beiden Gruppen größtenteils mit Lactulose, Rifaximin oder einer Kombinationsbehandlung durchgeführt (Rezidivtherapie, Gastroenterologen: Lactulose 41,3%, Rifaximin 36,0%, Kombinationsbehandlung 14,5%; Hausärzte: Lactulose 37,0%, Rifaximin 7,4%, Kombinationsbehandlung 11,1%, 35,2% führen die Therapie nicht selbst durch). 53,7% der Hausärzte und fast alle 93,6% der Gastroenterologen gaben an, dass ihnen das Bild der minimalen HE (MHE) bekannt ist. Etwa ein Drittel der Ärzte, die mit der MHE vertraut sind, testen ihre Patienten allerdings nicht. Die zur MHE-Diagnose genutzten Verfahren und die zur Therapie eingesetzte Medikation waren in beiden Gruppen heterogen.

    Schlussfolgerung:

    Die Ergebnisse dieser Umfrage zeigen eindeutig, dass das diagnostische und therapeutische Management der HE in Deutschland sowohl unter Gastroenterologen als auch Hausärzten uneinheitlich ist. Die 2014 publizierte europäische Leitlinie wird mehrheitlich nicht umgesetzt.


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