Z Gastroenterol 2019; 57(09): e296
DOI: 10.1055/s-0039-1695392
Leber und Galle
Transplantation: Donnerstag, 03. Oktober 2019, 11:25 – 12:37, Studio Terrasse 2.1 B
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Applikation einer retardierten Tacrolimus-Formulierung ermöglicht eine Dosis-Reduktion und stabilisiert die Transplantat- und Nierenfunktion im Langzeitverlauf nach Lebertransplantation

A Frey
1   Universitätsklinikum Essen, Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Essen, Deutschland
,
P Husen
2   Universitätsklinikum Essen, Klinik für Allgemein- Viszeral- und Transplantationschirurgie, Essen, Deutschland
,
F Saner
2   Universitätsklinikum Essen, Klinik für Allgemein- Viszeral- und Transplantationschirurgie, Essen, Deutschland
,
A Hörster
1   Universitätsklinikum Essen, Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Essen, Deutschland
,
H Wedemeyer
1   Universitätsklinikum Essen, Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Essen, Deutschland
,
K Herzer
1   Universitätsklinikum Essen, Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Essen, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
13 August 2019 (online)

 
 

    Einleitung:

    Die Standard-Immunsuppression (IS) nach Lebertransplantation (LT) ist der Calcineurin-Inhibitor (CNI) Tacrolimus, wobei dessen niedrige Bioverfügbarkeit ein Problem darstellen kann. Die Bioverfügbarkeit von Envarsus® (ENV) ist im Vergleich zu dem schnell freisetzenden Tacrolimus-Präparat Prograf® um ca. 40% höher, weshalb die tägliche Dosis bei Umstellung von Prograf® oder Advagraf® auf ENV um bis zu 30% reduziert werden kann. Diese Analyse untersucht die Verträglichkeit der retardierten Tacrolimus-Formulierung Envarsus® nach LT.

    Methodik:

    Es wurden klinische Daten von 150 Patienten, die an unserem Zentrum auf ENV umgestellt wurden, retrospektiv erfasst und statistisch ausgewertet. Gegenwärtig haben alle Patienten einen Beobachtungszeitpunkt von 12 Monaten (12 M) erreicht.

    Ergebnis:

    Häufigste Indikation zur Umstellung auf ENV war die Reduktion von nephro- und neurotoxischen Nebenwirkungen (NW), der IS-Dosis und die Stabilisierung des Tac-Spiegels. Bei 35 Patienten lag zum Zeitpunkt der Umstellung eine eingeschränkte Nierenfunktion vor (S-Kreatinin [1,6 (1,3 – 3,2)]mg/dL). Bei 4 dieser Patienten hat sich die Nierenfunktion nach 12 M normalisiert [1,2 (1,1 – 1,3)mg/dL], bei den übrigen Patienten blieb sie stabil [1,6 (1,2 – 3,3)mg/dL]. Ereignisse einer Dosisänderung konnten reduziert werden, es wurden in allen Patienten stabile Tac-Spiegel erreicht. Bei allen Patienten blieben die Leberwerte [GOT 21 (9 – 155)U/L, GPT 23 (9 – 128)U/L, GGT 25 (7 – 925)U/L, Bilirubin 0,2 (0,1 – 3,6)mg/dL] über 12 M stabil. Eine Analyse der Metabolisierungsrate ergab, dass 47% der Patienten schnelle Metabolisierer (SM; n = 70) und 51% langsame Metabolisierer waren (LM; n = 76). Die SM benötigten eine ca. doppelt so hohe Dosis [3,0 (1,0 – 6,0)mg], verglichen mit den LM [1,5 (0,75 – 3,0)mg], um den Tac-Zielspiegel zu erreichen. Der Tac-Spiegel konnte konstant gehalten werden, obwohl bei SM [2,0 (1,0 – 6,0)mg] und LM [1,0 (0,75 – 12,0)mg] die ENV-Dosis im Verlauf von 12 M um 33% reduziert wurde. Die IS mit ENV wurde bei 11% der Patienten abgebrochen.

    Schlussfolgerung:

    Die IS mit ENV hat keinen negativen Einfluss auf die Transplantatfunktion. Nierenfunktion und auch Zielspiegel können stabilisiert werden. Die tägliche Tac-Dosis kann relevant reduziert werden, wodurch das Risiko für NW vermindert wird.


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