Z Gastroenterol 2019; 57(09): e308
DOI: 10.1055/s-0039-1695424
Gastroenterologische Onkologie
Margenkarzinom: Diagnostik und Prognose: Freitag, 04. Oktober 2019, 11:45 – 13:13, Studio Terrasse 2.2 A
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Spektrum der Keimbahnvarianten bei Patienten mit Verdacht auf ein hereditäres Tumorsyndrom

J Henn
1   Uniklinik Bonn, Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Bonn, Deutschland
,
I Spier
2   Uniklinik Bonn, Institut für Humangenetik, Bonn, Deutschland
,
JC Kalff
1   Uniklinik Bonn, Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Bonn, Deutschland
,
H Matthaei
1   Uniklinik Bonn, Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Bonn, Deutschland
,
S Aretz
2   Uniklinik Bonn, Institut für Humangenetik, Bonn, Deutschland
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Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
13. August 2019 (online)

 
 

    Einleitung:

    Für unterschiedliche hereditäre Tumorsyndrome (HTS) konnten in den vergangenen Jahren ursächlich spezifische Keimbahnvarianten identifiziert werden. Ein entsprechendes Screening wird daher in Risikogruppen angestrebt, wobei die Beteiligung weiterer Genveränderungen, neben den etablierten ursächlichen Varianten, nicht ausgeschlossen werden kann. In der Routinediagnostik werden diese nicht mituntersucht, so dass deren mögliche Relevanz in der Tumorgenese unklar bleibt.

    Methodik:

    Die Keimbahn-DNA von 237 Patienten mit Verdacht auf ein HTS wurde mit einem Gen-Panel (TruSightTM Cancer Sequencing Panel von Illumina, Inc) einschließlich 148 krebsassoziierter Gene untersucht und auffällige Varianten durch eine Sanger Sequenzierung bestätigt. Die Patienten wurden nach Tumorentität eingeteilt und das jeweilige Mutationsspektrum ausgewertet.

    Ergebnisse:

    Die Hälfte der Patienten (46%) zeigte ein bis vier auffällige Varianten. In den meisten untersuchten Genen zeigte sich kein signifikanter Unterschied bezüglich des Spektrums der jeweiligen Patientengruppen. Insgesamt wurden mit dem neuen Ansatz fünf klar pathogene Varianten gefunden. Hierbei zeigte sich bei einem Patienten eine zweite pathogene Variante. Ebenso konnten bei vier Patienten die Hinweise auf Ursache für das HTS durch das erweiterte Screening gefunden werden. Zuletzt fand sich bei 30% der Patienten ein möglicher Trägerstatus für ein HTS.

    Schlussfolgerung:

    In seltenen Fällen können neben ursächlichen Varianten in HTS-assoziierten Genen weitere Varianten vorliegen. Bei HTS unklarer Genese kann entsprechend eine breiteres Genscreening sinnvoll sein. Zudem könnte die Kenntnis des gesamten Variantenspektrums von therapeutischer Relevanz sein. Insbesondere bei weiter sinkenden Kosten und einer immer weiteren Verbreitung der Gen-Panel Technik sollte eine entsprechend erweiterte Diagnostik der Patienten mit Verdacht auf ein HTS bereits im Screening diskutiert werden.


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