Z Gastroenterol 2019; 57(09): e331-e332
DOI: 10.1055/s-0039-1695489
Stoffwechsel, metabolische Chirurgie und Endokrinologie
Erkrankunngen des endokrinen Systems: Epidemiologie – Diagnostik- Chirurgie: Freitag, 04. Oktober 2019, 09:40 – 10:52, Studio Terrasse 2.1 A
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Screening von Risikopatienten mit Nicht-Alkoholischer Fettlebererkrankung: Evaluierung nationaler und internationaler Leitlinienempfehlungen bei Patienten mit Typ 2-Diabetes

V Blank
1   Universität Leipzig, Medizinische Fakultät, Integriertes Forschungs- und Behandlungszentrum AdipositasErkrankungen, Leipzig, Deutschland
2   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik für Gastroenterologie, Leipzig, Deutschland
,
D Petroff
1   Universität Leipzig, Medizinische Fakultät, Integriertes Forschungs- und Behandlungszentrum AdipositasErkrankungen, Leipzig, Deutschland
3   Universität Leipzig, Zentrum für Klinische Studien, Leipzig, Deutschland
,
V Keim
2   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik für Gastroenterologie, Leipzig, Deutschland
,
M Heni
2   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik für Gastroenterologie, Leipzig, Deutschland
,
T Berg
2   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik für Gastroenterologie, Leipzig, Deutschland
,
Y Bausback
4   Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik für Angiologie, Leipzig, Deutschland
,
A Dietrich
1   Universität Leipzig, Medizinische Fakultät, Integriertes Forschungs- und Behandlungszentrum AdipositasErkrankungen, Leipzig, Deutschland
5   Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik für Viszeral-, Transplantation-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Bereich Adipositas & Metabolische Chirurgie, Leipzig, Deutschland
,
A Tönjes
6   Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik für Endokrinologie und Nephrologie, Leipzig, Deutschland
,
M Bauer
7   Hausarztpraxis, Leipzig, Deutschland
,
S Beer
2   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik für Gastroenterologie, Leipzig, Deutschland
,
M Hollenbach
2   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik für Gastroenterologie, Leipzig, Deutschland
,
Y Kupplich
7   Hausarztpraxis, Leipzig, Deutschland
,
M Blüher
1   Universität Leipzig, Medizinische Fakultät, Integriertes Forschungs- und Behandlungszentrum AdipositasErkrankungen, Leipzig, Deutschland
6   Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik für Endokrinologie und Nephrologie, Leipzig, Deutschland
,
U Thrandorf
7   Hausarztpraxis, Leipzig, Deutschland
,
J Wiegand
2   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik für Gastroenterologie, Leipzig, Deutschland
,
T Karlas
2   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik für Gastroenterologie, Leipzig, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
13 August 2019 (online)

 
 

    Einleitung:

    Bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 (DM 2) besteht ein erhöhtes Risiko für eine Nicht-Alkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) mit Progression zur Leberfibrose. Die hohe Krankheitsprävalenz macht effiziente, kostengünstige und flächendeckend verfügbare Fibrosemarker (Labor, Ultraschall) für die initiale Risikostratifizierung erforderlich. Die in Leitlinienalgorithmen (LLA) empfohlene Implementierung dieser Verfahren ist hinsichtlich Anwendbarkeit und Effizienz jedoch nicht ausreichend untersucht.

    Ziele:

    Evaluierung des Fibrosescreenings nach LLA bei DM 2 Patienten.

    Methodik:

    Elektiv vorgestellte Patienten mit DM 2 wurden mittels Ultraschall und Leberelastografie (Fibroscan) sowie NAFLD-Fibrosescore und FIB-4-Index charakterisiert. Die Risikostratifizierung erfolgte gemäß der europäischen (EASL) und deutschen (DGVS) NAFLD-LLA.

    Tab. 1:

    Umsetzung aktueller Leitlinienempfehlungen bei 184 Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2.

    Verlaufskontrolle

    Hepatologische Abklärung

    Keine

    Empfehlung

    Sensitivität/

    Spezifität

    DGVS

    basierend auf NFS sens

    Notwendige LSM

    11%

    (21/184)

    76%

    (140/184)

    13%

    (23/184)

    83%/nd

    Verlaufskontrolle

    Leberbiopsie

    Überwachung

    61%

    (112/184)

    7%

    (12/184)

    20%

    (37/184)

    EASL-EASD-

    EASO

    2-Jahres

    Interval

    3 – 5-Jahres

    Interval

    NFS sens

    5%

    (9/184)

    89%

    (164/184)

    97%/14%

    NFS spez

    27%

    (49/184)

    6%

    67%

    (124/184)

    90%/43%

    FIB4 sens

    20%

    (36/184)

    (11/184)

    74%

    (137/184)

    92%/34%

    FIB4 spez

    34%

    (62/184)

    60%

    (111/184)

    86%/52%

    DGVS = DGVS S2k Leitlinie NAFLD; EASL-EASD-EASO = Clinical practice guidelines for the management of NAFLD; NFS sens = NAFLD Fibrosis-Score (mittlere + Hochrisiko-gruppe); NFS spez = NAFLD Fibrosis-Score (ausschließlich Hochrisikogruppe); FIB4 sens = sensitiver Grenzwert von 1,515, FIB4 spez = spezifischer Grenzwert von 2,67; nd = nicht definiert; LSM = Lebersteifigkeitsmessung

    Ergebnis:

    184 Patienten mit DM 2 (58% w, 65 Jahre) wurden prospektiv rekrutiert. 28% waren übergewichtig und 60% adipös (BMI 31,6 kg/m2). Sonographisch zeigten 161 (88%) Patienten eine Steatosis. 56 (30%) hatten eine erhöhte Lebersteifigkeitsmessung (LSM) (> 7,9/7,2 kPA für M/XL-Sonde).

    Nach Anwendung der LLA bestand bei der Mehrzahl der Patienten die Indikation zu einer weiterführenden hepatologischen Diagnostik (Tab. 1). Der DGVS LLA (Sens. 83%) berücksichtigte keine Fälle ohne sonographisch nachweisbare Steatose (n = 23; 12%), obgleich 9 (39%) dieser Fälle eine erhöhte LSM aufwiesen. Die Empfehlungen des EASL-LLA hängen stark vom verwendeten Fibrosescore ab (Sens. 86%-98%, Spez. 14 – 52%).

    Schlussfolgerung:

    Das leitlinienkonforme Screening stellt bei der Mehrzahl der DM 2 Patienten ein erhöhtes NAFLD-assoziiertes Fibroserisiko fest. Der positive prädiktive Wert dieser Risikostratifizierung ist jedoch niedrig, wodurch bei konsequenter Anwendung ein erheblicher Ressourcenbedarf für die weiterführende Diagnostik erforderlich ist. Für ein flächendeckendes Screening sind optimierte LLA und eine Vergütung der Fibrosemarker erforderlich.


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