Z Gastroenterol 2019; 57(09): e336-e337
DOI: 10.1055/s-0039-1695504
Endoskopie
Endoskopische Diagnostik: Farbe, Laser, künstliche Intelligenz: Donnerstag, 03. Oktober 2019, 09:40 – 10:52, Studio Terrasse 2.2 A
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Der Einsatz der Chromoendoskopie im Rahmen der endoskopischen Überwachung bei Patienten mit pathogener CDH1-Keimbahnmutation

B Ruf
1   Medizinische Universitätsklinik Tübingen, Innere Medizin I, Gastroenterologie, Hepatologie & Infektionskrankheiten, Tübingen, Deutschland
,
T Klag
1   Medizinische Universitätsklinik Tübingen, Innere Medizin I, Gastroenterologie, Hepatologie & Infektionskrankheiten, Tübingen, Deutschland
,
C Roggia
2   Universitätsklinik Tübingen, Institut für Medizinische Genetik und Angewandte Genomik, Tübingen, Deutschland
,
NP Malek
1   Medizinische Universitätsklinik Tübingen, Innere Medizin I, Gastroenterologie, Hepatologie & Infektionskrankheiten, Tübingen, Deutschland
,
M Götz
1   Medizinische Universitätsklinik Tübingen, Innere Medizin I, Gastroenterologie, Hepatologie & Infektionskrankheiten, Tübingen, Deutschland
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
13. August 2019 (online)

 
 

    Einleitung:

    Patienten mit pathogener CDH1-Keimbahnmutation haben ein ca. 56 – 70%iges Risiko ein diffuses Magenkarzinom zu entwickeln. Empfohlen ist die frühzeitige, prophylaktische totale Gastrektomie, ein Eingriff mit erheblichem Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko. Da sich das Karzinom oftmals unterhalb einer intakten Mukosa ausbreitet, scheint die alleinige Weißlichtendoskopie wenig geeignet zur Detektion von Tumor foci.

    Ziele:

    Evaluation der Chromoendoskopie zur Karzinomüberwachung bei CDH1-Mutation.

    Methodik:

    Single-center, retrospektive Kohortenanalyse von zehn CDH1-Mutationsträgern aus fünf Familien, in endoskopischer Überwachung bei Ablehnung einer proph. Gastrektomie. Biopsien wurden in chromoendoskopisch auffälligen Arealen (Indigokarmin u/o. Toluidinblau) entnommen.

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    Abb. 1: Chromoendoskopisch auffälliger Befund, histologisch einem Siegelringzellkarzinom entsprechend

    Darüber hinaus erfolgte ein Mapping endoskopisch unauffälliger Areale. Eine vergleichende Analyse der Histopathologiebefunde wurde durchgeführt.

    Ergebnisse:

    Zwischen 11/2015 und 04/2019 wurden insgesamt 18 Endoskopien durchgeführt, 305 Biopsien wurden histopathologisch aufgearbeitet. Bei drei Patienten wurde im Untersuchungszeitraum ein Karzinom diagnostiziert, alle mit (ausschließlich) chromoendoskopisch auffälligen Befunden (= Detektionsrate 100%). Bei zwei von drei Tumorpatienten wurden Siegelringzellen darüber hinaus in Mappingbiopsien nachgewiesen. In den anschließend gewonnenen Gastrektomiepräparaten fanden sich multiple zusätzliche Tumor foci. Die übrigen Patienten sind weiterhin klinisch tumorfrei in Überwachung.

    Schlussfolgerung:

    Der Einsatz der Chromoendoskopie bei CDH1-Mutationsträgern erhöht die Detektionsrate kleinster Herde eines Karzinoms im Vergleich zur alleinigen HD-Weißlichtendoskopie. Die Chromoendoskopie konnte alle Patienten mit Karzinom detektieren, jedoch bei diesen Patienten nicht alle Herde. Bei Patienten, die die proph. Gastrektomie zunächst ablehnen, scheint die Chromoendoskopie geeignet, den Zeitpunkt der Gastrektomie festzulegen bzw. die Vorsorgesicherheit zu erhöhen.


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    Abb. 1: Chromoendoskopisch auffälliger Befund, histologisch einem Siegelringzellkarzinom entsprechend