Z Gastroenterol 2019; 57(09): e358
DOI: 10.1055/s-0039-1695564
Endoskopie
Von der Lehre bis zur Ökonomie: Donnerstag, 03. Oktober 2019, 11:00 – 12:36, Studio Terrasse 2.2 A
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Nutzen-Risiko-Analyse von ÖGD und Koloskopie im Rahmen der Evaluation zur Herz- und Lungentransplantation

H Ehlken
1   UKE Hamburg, Klinik und Poliklinik für interdisziplinäre Endoskopie, Hamburg, Deutschland
,
J Foerster
1   UKE Hamburg, Klinik und Poliklinik für interdisziplinäre Endoskopie, Hamburg, Deutschland
,
MJ Barten
2   Universitäres Herzzentrum Hamburg, Klinik und Poliklinik für Herz- und Gefäßchirurgie, Hamburg, Deutschland
,
T Rösch
1   UKE Hamburg, Klinik und Poliklinik für interdisziplinäre Endoskopie, Hamburg, Deutschland
,
H Reichenspurner
2   Universitäres Herzzentrum Hamburg, Klinik und Poliklinik für Herz- und Gefäßchirurgie, Hamburg, Deutschland
,
G Schachschal
1   UKE Hamburg, Klinik und Poliklinik für interdisziplinäre Endoskopie, Hamburg, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
13 August 2019 (online)

 
 

    Einleitung:

    Durch Vorgaben von Eurotransplant und der Bundesärztekammer werden in Deutschland derzeit erwachsene Patienten (Pat.) im Rahmen der Evaluation zur Herz- (HTx) und/oder Lungentransplantation (LuTx) regelhaft Ösophagogastroduodenoskopien (ÖGDs) und Koloskopien unterzogen. Eine systematische Analyse von Nutzen und Risiko dieses Vorgehens liegt nicht vor.

    Patienten und Methodik:

    Retrospektive Aktenanalyse für Pat., die in der Klinik für Endoskopie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) zwischen 1.1.2009 und 31.12.2018 zum Zweck der Evaluation zur HTx oder LuTx über das Universitäre Herzzentrum Hamburg (UHZ) vorgestellt wurden.

    Ergebnisse:

    Insgesamt wurden n = 315 Pat. (männlich = 70%) im Alter zwischen 20 und 76 Jahren (Median = 55) erfasst. Gemäß der American Society for Anesthesiology (ASA): ASA4 = 70%, ASA3 = 30%. ÖGD und Koloskopie erhielten 90% der Pat.. Eine alleinige ÖGD bzw. eine alleinige Koloskopie wurde in 8% bzw. in 2% der Fälle durchgeführt.

    Weder in ÖGDs noch in Koloskopien wurden Befunde erhoben, die eine absolute Kontraindikation für eine Transplantation dargestellt hätten. In den ÖGDs fand sich kein Malignom oder eine direkte Malignomvorstufe. In den Koloskopien betrug die Adenomdetektionsrate (ADR) für das Gesamtkollektiv 25%. Die ADR für Pat. ≥55, < 55 und < 50 Jahre war: 34%, 14,4% und 8,8%. Es konnte ein Polypenkarzinom des Sigmas (Polypektomie, pT1L0V0R0) sowie in 7 Pat. Polypen mit hochgradiger intraepithelialer Neoplasie (HGIN) identifiziert werden. Die Detektionsrate für HGIN Polypen für Pat. < 55 und < 50 Jahre waren 1,5% und 2,9%. Mäßiggradige und schwere Komplikationen ergaben sich in 7% bzw. in 2,5% der Pat.. Ein Pat. (0,3%) verstarb während der Prozedur, ein weiterer Pat. wurde aufgrund einer Perforation im Verlauf als nicht-transplantabel eingestuft. Weitere schwere Komplikationen waren Reanimation (n = 1), schwere Hypotonie (n = 1), Perforation des Kolons (n = 1), Milzruptur (n = 1), schwere Blutung nach Polypektomie (n = 2) und Sepsis bei gedeckter Perforation (n = 1).

    Schlussfolgerung:

    Die Ergebnisse aus dieser monozentrischen Kohorte stellen das derzeitige Vorgehen in Frage. Für die Evaluation von möglichen Kontraindikationen aus dem GI-Trakt sollte für HTx, LuTx-Kandidaten eine alternative Strategie begründet werden.


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