Z Gastroenterol 2019; 57(09): e369
DOI: 10.1055/s-0039-1695593
Klinische Praxis und Versorgungsforschung
Chirurgie des Häufigen: Hernien – Appendizitis: Freitag, 04. Oktober 2019, 14:25 – 15:37, Studio Terrasse 2.1 B
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die antibiotische, konservative Therapie der unkomplizierten Appendizitis – Eine deutschlandweite Umfrage unter klinisch tätigen Chirurgen

A Reinisch
1   Klinikum Wetzlar, Allgemeine, Viszerale und Onkologische Chirurgie, Wetzlar, Deutschland
,
M Reichert
2   Universitätsklinikum Gießen, Allgemein-, Viszeral-, Thorax-, Transplantations- und Kinderchirurgie, Gießen, Deutschland
,
W Padberg
2   Universitätsklinikum Gießen, Allgemein-, Viszeral-, Thorax-, Transplantations- und Kinderchirurgie, Gießen, Deutschland
,
F Ulrich
1   Klinikum Wetzlar, Allgemeine, Viszerale und Onkologische Chirurgie, Wetzlar, Deutschland
,
J Liese
2   Universitätsklinikum Gießen, Allgemein-, Viszeral-, Thorax-, Transplantations- und Kinderchirurgie, Gießen, Deutschland
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
13 August 2019 (online)

 
 

    Einleitung:

    Die seit etwa 60 Jahren bekannte nicht-operative, antibiotische Therapie der akuten Appendizitis wird in Folge mehrerer randomisierter Studien seit 2006 intensiv wissenschaftlich diskutiert. Erste Langzeitergebnisse liegen vor. Es ist weitgehend unbekannt, ob diese Therapie in der alltäglichen klinischen Praxis in Deutschland Anwendung findet.

    Ziele:

    Ziel der Studie ist es, einen Eindruck über die Anwendung der konservativen, antibiotischen Therapie der akuten Appendizitis bei erwachsenen Patienten außerhalb von Studien im klinischen Alltag zu gewinnen. Zudem sollen Faktoren identifiziert werden, welche die Entscheidung der Chirurgen über diese Therapie beeinflussen.

    Methodik:

    Einladung von je 100 zufällig ausgewählten klinisch tätigen Chirurgen je Flächenbundesland sowie weitere 100 aus den fünf größten deutschen Städten. Über eine Vorauswahl Herstellung eines Verhältnisses von Chirurgen aus Krankenhäusern der Grund-/Regel- und Schwerpunktversorgung zu Maximalversorgern und Universitätskliniken von 80:20. Die Befragung erfolgte anonymisiert über einen Onlinefragebogen.

    Ergebnis:

    Bei 1400 eingeladen Chirurgen lag die Rücklaufquote bei 19,9%. 14% behandeln routinemäßig auch nicht-operativ, 38,1% nur in Ausnahmefällen, die übrigen (48,4%) nie. Auch bei routinemäßiger konservativer Therapie behandeln 85% der Chirurgen weniger als 20% ihrer Patienten nicht-operativ. Chirurgen, die routinemäßig konservativ behandeln fordern immer eine Bildgebung, 56,4% eine Schnittbildgebung bzw. 84,6% eine Sonografie. Grund für eine konservative Behandlung in Ausnahmefällen ist am häufigsten die aktive Nachfrage des Patienten nach dieser Therapie (41%). Gründe für eine generelle Ablehnung sind v.a. Zweifel an der Effektivität (68%), eine unzureichende Studienlage (39%) aber auch medikolegale Bedenken (39%).

    Es finden sich starke Hinweise, dass Erwartungen an die zukünftig Entwicklung sowie die generelle Einstellung zu dieser Therapie mit ihrer praktischen Anwendung korrespondiert.

    Schlussfolgerung:

    Die unentschiedene wissenschaftliche Diskussion über die antibiotische Therapie der Appendizitis spiegelt sich in der klinischen Praxis wider, spielt jedoch eine nachrangige Rolle.


    #