Z Gastroenterol 2019; 57(09): e378-e379
DOI: 10.1055/s-0039-1695618
Klinische Praxis und Versorgungsforschung
Klinische Praxis und Versorgungsforschung: Freitag, 04. Oktober 2019, 16:50 – 18:10, Studio Terrasse 2.2 B
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Allergische und paradoxe Krankheitsreaktionen unter moderner Biologikatherapie bei chronisch entzündlichen System- und Darmerkrankungen (CED)

M Raithel
1   Malteser Waldkrankenhaus St. Marien, Medizinische Klinik 2, Erlangen, Deutschland
,
O Sander
2   Universitätsklinikum Düsseldorf, Rheumatologie, Poliklinik und Hiler Forschungszentrum für Rheumatologie, Duesseldorf, Deutschland
,
D Wilsmann-Theis
3   Universität Bonn, Dermatologie, Bonn, Deutschland
,
I Kremenevsky
1   Malteser Waldkrankenhaus St. Marien, Medizinische Klinik 2, Erlangen, Deutschland
,
R Mössner
4   Georg-August-Universität Göttingen, Dermatologie, Göttingen, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
13 August 2019 (online)

 
 

    Einleitung:

    Biologika werden zunehmend bei chronisch entzündlichen System- und Darmerkrankungen eingesetzt. Obwohl die typischen Nebenwirkungsraten von Biologika gut bekannt sind, fallen individuelle allergische und paradoxe Krankheitsreaktionen in den Zulassungsstudien nicht auf und werden nicht als therapeutisches Problem dargestellt. Die Daten der großen Register fragt paradoxe Reaktionen nicht explizit ab, was auch hier zu einer Unterschätzung der Prävalenz führt.

    Methodik:

    Zum Thema Allergien und paradoxe Reaktionen bei Biologika wurde eine MEDLINE-Suche durchgeführt, die sich auf entzündliche Systemerkrankungen bezieht (ohne onkologische Indikationen). Ziel ist es, das vorhandene Spektrum an obigen Krankheitsreaktionen darzustellen, damit unter- bzw. nach Biologikatherapie neu auftretende Krankheitssymptome rasch erkannt/therapiert werden können.

    Ergebnisse:

    Allergien Typ I-IV sind bei allen Biologika in niedriger Frequenz beschrieben. Akute Typ I Reaktionen sind häufiger als Allergien Typ II-IV, müssen aber gegenüber den häufigeren nicht-allergischen akuten Infusionsreaktionen abgegrenzt werden.

    Paradoxe Krankheitsreaktionen wurden zunächst bei TNF-Blockern gehäuft berichtet. Obwohl hier von einem „Klasseneffekt der TNF-Blocker“ gesprochen wurde, zeigt sich dass auch andere biologische Prinzipien (z.B. Ustekinumab, IL-17 Antagonisten) entsprechend ihrem spezifischem Wirkmechanismus im komplexen Zytokin- und Immunregulationssystem paradoxe Reaktionen induzieren können. Typisch für paradoxe Reaktionen ist die oft gute Wirksamkeit im entzündeten Organ, während andernorts neue Entzündungsprozesse angestoßen werden (z.B. Auftreten einer Psoriasis bei M. Crohntherapie) Tückisch ist, dass sie auch nach Absetzen der Biologika auftreten können und manche Patienten doppelt- bzw. dreifach paradoxe Reaktionen erleiden können.

    Zusammenfassung:

    Allergische und paradoxe Krankheitsreaktionen erschweren die Biologikatherapie, da sie oft in einem anderen Organ bzw. Fachgebiet auftreten als in dem, wofür die Biologikatherapie verordnet wurde. Wichtig ist, diese interdisziplinär so zu erkennen und einzuordnen. Therapieoptionen schließen antientzündliche Lokaltherapien, Steroide sowie ein Umsetzen der Biologikatherapie, oftmals auf eine andere Immuntherapie, ein.


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