Ultraschall Med 2019; 40(S 01): S12
DOI: 10.1055/s-0039-1695834
Vorträge
Wissenschaftliche Sitzung: MSK I
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Sonografische Veränderungen der mimischen Muskulatur durch ein Elektrostimulations-Heimtraining

A Ruck
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde und Fazialis-Nerv-Zentrum, Jena, Germany
,
W Puls
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde und Fazialis-Nerv-Zentrum, Jena, Germany
,
W Misikire
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde und Fazialis-Nerv-Zentrum, Jena, Germany
,
D Arnold
2   Institut für Zoologie und Evolutionsforschung mit Phyletischem Museum, Jena, Germany
,
V Mastryukova
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde und Fazialis-Nerv-Zentrum, Jena, Germany
,
O Guntinas-Lichius
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde und Fazialis-Nerv-Zentrum, Jena, Germany
,
GF Volk
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde und Fazialis-Nerv-Zentrum, Jena, Germany
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Further Information

Publication History

Publication Date:
28 August 2019 (online)

 
 

    Fragestellung:

    Fazialisparesen sind für Patienten aufgrund der funktionellen und sozialen Einschränkungen sehr belastend. Kommt es zu einer Denervierung beginnt sofort die Muskelatrophie. Langfristig folgen ein bindegewebiger Umbau und ein irreversibler Funktionsverlust. Für die Beinmuskulatur von Querschnittsgelähmten konnte gezeigt werden, dass Oberflächenelektrostimulation diese Prozesse stoppen und sogar umkehren kann (1). Ob dies auch bei der mimischen Muskulatur gelingen kann, soll in dieser Studie geklärt werden.

    Material und Methode:

    Untersucht wurden 5 Patienten mit mittels Nadelelektromyografie bestätigter Denervierung der mimischen Muskulatur einer Gesichtshälfte, welche dann im Rahmen der Machbarkeitsstudie über mindestens 5 Monate 2x täglich für 15 Minuten Oberflächenelektrostimulation als Heimtraining mit Stimulette r2x (Dr. Schuhfried GmbH, Wien) durchführten. Dabei kamen Exponentialströme mit Phasenlängen von initial 250 ms, 3 – 10mA und 1,3 Hz zum Einsatz und wurden alle 4 Wochen optimiert. Gleichzeitig erfolgten MRT- und Ultraschall-Untersuchungen der mimischen Muskulatur. Die Ultraschalluntersuchungen wurden mit einem Linearschallkopf (3 – 13 Hz) am MyLab7 (Esaote, Genua, Italien) nach einem standardisierten Protokoll angefertigt. Die Auswertung der Muskelquerschnittsflächen erfolgte randomisiert und verblindet.

    Ergebnisse:

    Das Heimtraining wurde von allen Patienten ohne ernste Nebenwirkungen toleriert. Die Phasendauer konnte verkürzt und somit die Stimulationsfrequenz gesteigert werden. Subjektiv bemerkten die Patienten eine Verbesserung des Tonus der Wange. Die Veränderungen der sonografischen Querschnittsflächen der mimischen Muskulatur über die Trainingszeit korrespondierten mit den Volumenzunahmen in den MRTs. Zunahmen der sonografischen Querschnittsflächen von 10% innerhalb von 4 Wochen sind erste objektive Hinweise auf die Wirksamkeit des Elektrostimulationstrainings.

    Schlussfolgerung:

    Die Elektrostimulation der mimischen Muskulatur führte bei den Patienten sowohl zu einem subjektiven Zugewinn an Lebensqualität als auch zu objektiven Verbesserungen in der Sonografie. Die Denervierungsatrophie scheint aufgehalten werden zu können und damit z.B. das Zeitfenster für eine erfolgreiche Reinnervation deutlich verlängert werden zu können. Zur Abschätzung des Trainingseffekts sind eine Kontrollgruppe und ein größeres Patientenkollektiv notwendig.

    Referenzen:

    [1] W. Mayr, C. Hofer, M. Bijak, et al. “Functional Electrical Stimulation (FES) of Denervated Muscles: Existing and Prospective Technological Solutions”, Eur.J.Transl.Myol., vol.12, no.1, pp.1 – 4,2002.


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