Ultraschall Med 2019; 40(S 01): S25
DOI: 10.1055/s-0039-1695872
Vorträge
Wissenschaftliche Sitzung: Notfallsonografie I
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wie zuverlässig ist die B-Linien-Diagnostik in der Intensivmedizin? Ergebnisse der ELWICARE-Studie

N Leister
1   Universitätsklinikum Köln, Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin, Köln, Germany
,
A Seibel
2   Diakonie Klinikum Jung-Stilling, Abteilung für Anästhesiologie, Intensiv- und Notfallmedizin, Siegen, Germany
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Publication Date:
28 August 2019 (online)

 
 

    Fragestellung:

    Seit der Erstbeschreibung der B-Linien als Artefakte der Lungensonografie wird ihre Anzahl mit der Höhe des Extravaskulären Lungenwasser (EVLW) in Verbindung gebracht. B-Linien entstehen jedoch subpleural, so dass ein Rückschluss auf das gesamte Organ Lunge ohne exakte Kenntnisse der zugrundeliegenden Pathologie und der damit verbundenen Flüssigkeitsverteilung im Lungenparenchym formal nicht sicher scheinen. Es existieren aktuell nur wenige Single-Centre-Studien zur Korrelation von B-Linien mit via Transpulmonaler Thermodilution (TTD) gemessenem EVLW. Diese Studien betrachten relativ kleine Fallzahlen und nach Pathologie selektierte Patienten. Die hier vorgestellte ELWICARE-Studie ist die erste Multi-Centre-Studie zu diesem Thema und untersuchte diese Korrelation an interdisziplinär behandelten Intensivpatienten ohne Berücksichtigung der Hauptdiagnose.

    Material und Methode:

    In 6 Studienzentren wurden 184 Patienten eingeschlossen. Die B-Linien-Diagnostik wurde an 26 definierten Anlotungspunkten am ventralen und laterale Thorax durchgeführt, nachweisbare B-Linien gezählt und anschließend der EVLW-Index mittels TTD ermittelt. Insgesamt wurden 443 Messpaare erfasst, wobei zwischen zwei Messungen bei einem Patienten mindestens 12 Stunden Therapiezeit zur Veränderung der klinischen Situation liegen musste. Weiterhin wurden Hauptdiagnosen, Hämodynamik- und Beatmungsparameter und Oxigenierungsindex aufgezeichnet.

    Ergebnisse:

    Die Korrelation zwischen der B-Linienanzahl und dem EVLWI betrug 0,59. In der Subgruppenanalyse wurden für hämodynamisch kritische Patienten ohne Infektfokus eine Korrelation von 0,44, mit pulmonalem Infektfokus 0,75 und mit abdominellem Infektfokus 0,23 ermittelt. Eine ROC-Analyse zur Bestimmung der Sensitivität und Spezifität der B-Linien-Diagnostik für erhöhtes EVLW als Ursache einer beeinträchtigten Oxigenierung ergab eine Sensitivität von 63% und eine Spezifität von 79%. In der Subgruppenanalyse ergab sich für die Gruppe der Patienten mit einem Oxigenierungsindex < 200 mmHg eine Sensitivität von 71% und eine Spezifität von 93%.

    Schlussfolgerung:

    Die B-Linien-Diagnostik ist bei Intensivpatienten zwar geeignet, erhöhtes EVLW tendentiell anzuzeigen, muss aber als semiquantitative Alternativ zur TTD als zu ungenau betrachtet werden. Bei nachweislich eingeschränkter Oxigenierung zeigen multiple B-Linien erhöhtes EVLW als Ursache dagegen zuverlässig an.


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