Suchttherapie 2019; 20(S 01)
DOI: 10.1055/s-0039-1696128
Symposien
S12  Komorbiditäten und Behandlungsoptionen bei Jugendlichen & jungen Erwachsenen mit Suchterkrankungen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Strukturierte Behandlung des Methamphetamin-Konsums bei jungen schwangeren Frauen, Müttern und Vätern

M Spreer
1   Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden
,
C Groß
1   Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden
,
S Hahn
1   Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden
,
M Pilhatsch
1   Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden
,
US Zimmermann
1   Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden
2   Klinik für Suchtmedizin und Psychotherapie, Isar-Amper-Klinikum München-Ost
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
03 September 2019 (online)

 
 

    Einleitung Seit Ende der 2010er Jahre stieg die Prävalenz des Konsums von Methamphetamin und der damit verbundene Hilfebedarf in Deutschland drastisch an. Die Therapie betroffener Eltern sollte keine Trennung vom Kind bedingen. Dennoch sind Kapazitäten in (teil-)stationären Mutter-Kind-Einrichtungen gering. Aus diesem Grund wurde im März 2016 am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden das multimodale ambulante Therapieprogramm für suchtkranke Schwangere, Mütter und Väter „Mama denkʼ an mich“ (MAMADAM) ins Leben gerufen. Hier sollen Ergebnisse des suchttherapeutischen Teils des Programms vorgestellt werden.

    Methode Es wird eine Stichprobe aller Patienten, die zwischen März 2016 und März 2019 im Programm vorstellig wurden, beschrieben. Weiterhin werden Therapieaufgaben der Ärzte, Psychologen und Sozialarbeiter dargestellt. Dazu gehören die methamphetamin-spezifische Gruppenpsychotherapie für schwangere Frauen und Mütter, das Vorgehen bei Abstinenznachweisen sowie die Zusammenarbeit mit den Jugendämtern.

    Ergebnisse Bislang stellten sich 136 Patienten im MAMADAM-Programm vor. Das durchschnittliche Alter lag bei 29 Jahren. Ca. 25% der Patienten waren jünger als 25 Jahre. 77% der Betroffenen waren schwangere Frauen oder Mütter. Die Hauptsuchtmittel waren Methamphetamin (65%), Cannabis (17%) und Alkohol (13%). Die Haltequote der ins Programm eingeschlossenen Patienten betrug ca. 80 Prozent. Komorbide psychiatrische Störungen lagen bei 69% der Fälle vor. Bei 59% der Fälle beinhaltete dies auch nicht suchtbezogene Komorbiditäten.

    Diskussion Das ambulante suchtspezifische Therapieprogramm MAMADAM stellt für junge Schwangere, Mütter und Väter eine sinnvolle Alternative zu stationären Therapieangeboten dar. Ein hoher Anteil der Patienten konnte zur Aufnahme einer suchtspezifischen Therapie motiviert werden. Obwohl es sich um eine hoch risikobehaftete Klientel mit zahlreichen Komorbiditäten handelte, gelang es, den überwiegenden Anteil in ambulanter Therapie zu halten und das Therapieziel zu erreichen. Die Ergebnisse können auf die an die Bedarfe der Eltern angepasste Behandlung sowie die gute Zusammenarbeit von Psychiatrie, Gynäkologie und Pädiatrie, Suchtberatungsstellen und den Jugendämtern zurückgeführt werden.


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