Suchttherapie 2019; 20(S 01)
DOI: 10.1055/s-0039-1696153
Symposien
S19 Der Epidemiologische Suchtsurvey: aktuelle Ergebnisse zu Trends, Konsumstörungen und familiärem Kontext
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Soziale Unterschiede im Alkoholkonsum in Deutschland 1995 – 2015

Eine Alters-, Perioden- und Kohorten-Analyse
LN Kraus
1   Ift Institut Für Therapieforschung, Munich
2   Department For Public Health Sciences, Stockholm University, Stockholm
3   Institute Of Psychology, Elte Eötvös Loránd University, Budapest
,
A Pabst
4   Institute Of Social Medicine, Occupational Health And Public Health (Isap)
5   Medical Faculty, University Of Leipzig
,
S Van der Auwera
6   Department Of Psychiatry And Psychotherapy, University Medicine Greifswald, Greifswald
,
D Piontek
1   Ift Institut Für Therapieforschung, Munich
,
SE Baumeister
5   Medical Faculty, University Of Leipzig
6   Department Of Psychiatry And Psychotherapy, University Medicine Greifswald, Greifswald
7   Chair Of Epidemiology, Ludwig-Maximilians-Universität München, Unika-T
8   Augsburg, Independent Research Group Clinical Epidemiology, Helmholtz Zentrum München
9   German Research Center For Environmental Health, Neuherberg
10   Institute For Community Medicine, University Medicine Greifswald, Greifswald
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
03 September 2019 (online)

 
 

    Einleitung Es gibt Hinweise, dass Personen mit einem hohen im Vergleich zu Personen mit einem niedrigeren sozioökonomischen Status (SES) Alkohol häufiger, jedoch in geringeren Mengen trinken. Ziel der Studie war es, Trends des Alkoholkonsums in Deutschland in Alters-, Zeit- und Kohorteneffekte zu trennen und zu untersuchen, ob diese nach SES variieren.

    Methoden Die Daten bestehen aus acht Wellen des epidemiologischen Suchtsurveys (ESA), der zwischen 1995 und 2015 als Querschnittsbefragung in der Allgemeinbevölkerung durchgeführt wurde. Die analytische Stichprobe umfasste n = 65 821 Personen im Alter von 18 bis 64 Jahren. Indikatoren des Alkoholkonsums waren jeweils bezogen auf die letzten 30 Tage „Konsumprävalenz“, „durchschnittliche Trinkmenge in Gramm Ethanol“ und „mindestens einmaliges episodisches Rauschtrinken“. Das Bildungsniveau diente als Indikator für SES. Alter, Periode und Kohorteneffekte wurden nach SES mit generalisierten linearen sowie logistischen Regressionsmodellen geschätzt. Haupt- und Interaktionseffekte wurden statistisch getestet.

    Ergebnisse Die Regressionsmodelle zeigten statistisch signifikante Interaktionen zwischen APC-Effekten und SES in zwei Alkoholkonsumindikatoren. Ein höherer SES-Wert war konsistent mit der Konsumprävalenz über das Alter (p < 0.001), die Zeit (p = 0.016) und der Kohorte (p = 0.016) sowie mit der durchschnittlichen Trinkmenge in den jüngeren Kohorten (p = 0.002) und den über 50-Jährigen assoziiert (p = 0.001). Die Interaktionen von APC-Effekten und SES für episodisches Rauschtrinken ergaben inkonsistente Ergebnisse.

    Schlussfolgerung In Deutschland gibt es positive Zusammenhänge zwischen dem sozioökonomischen Status und dem Alkoholkonsum im Lebensverlauf, über die Zeit und über Geburtskohorten hinweg. Drei Gruppen scheinen für riskantes Trinkverhalten anfällig zu sein: Junge Geburtskohorten mit hohem sozioökonomischem Status, die eine hohe Durchschnittsmenge konsumieren, junge Geburtskohorten mit niedrigem SES, die ein riskantes Trinkverhalten aufweisen, und Erwachsene mit einem hohen SES in ihren Fünfzigern und Sechzigern, die ihre Trinkmengen über dieses Alter hinaus erhöhen.


    #