Suchttherapie 2019; 20(S 01)
DOI: 10.1055/s-0039-1696203
Symposien
S32 Internetbezogene Störungen: Diagnostik und Korrelate
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Übereinstimmung der DSM-5 und ICD-11 Kriterien im Hinblick auf internetbezogene Störungen anhand einer Berufsschul-Stichprobe

D Brandt
Universität zu Lübeck, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
,
A Trachte
Universität zu Lübeck, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
,
A Bischof
Universität zu Lübeck, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
,
B Besser
Universität zu Lübeck, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
,
S Orlowski
Universität zu Lübeck, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
,
H Hoffmann
Universität zu Lübeck, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
,
T Stamer
Universität zu Lübeck, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
,
G Bischof
Universität zu Lübeck, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
,
HJ Rumpf
Universität zu Lübeck, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
03 September 2019 (online)

 
 

    Einleitung Nachdem 2013 dieInternet Gaming Disorderin die fünfte Auflage des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-5) als Forschungsdiagnose aufgenommen wurde, soll die Diagnose auch Einzug in die elfte Neuauflage des International Classification of Diseases (ICD-11) finden. Während nach DSM-5 die Diagnose vergeben wird, sofern fünf der neun Kriterien erfüllt sind, müssen im ICD-11 zur Diagnosevergabe alle drei Kriterien zuzüglich einer signifikanten Beeinträchtigung vorliegen. Ziel der vorliegenden Studie ist es, die Prävalenzen und die Übereinstimmung der Diagnostik für pathologische Internetnutzung nach beiden Systemen anhand einer Stichprobe von jungen Erwachsenen zu prüfen.

    Methode Nach einem proaktiven Screening in Berufsschulen in Schleswig-Holstein nahmen 949 Teilnehmer*innen (MAlter = 20,9; SDAlter = 4,0; 57,7% weiblich), die mindestens 21 Punkte in der Compulsive Internet Use Scale (CIUS) erfüllten, an einer standardisierten Diagnostik teil, die auf den Prinzipien des Composite International Diagnostic Interview (CIDI) basierte. Anhand der Daten wurden Diagnosen für allgemeine pathologische Internetnutzung nach DSM-5 und ICD-11 gebildet. Für das ICD wurden Prävalenzen sowohl mit als auch ohne Einbezug der alltäglichen Beeinträchtigung ermittelt. Neben Prävalenzschätzungen wurde jeweils Cohans Kappa als Maß der Übereinstimmung berechnet.

    Ergebnisse Die Prävalenz für pathologische Internetnutzung nach DSM-5 liegt bei 30,0% (N = 285). Die Diagnose nach ICD-11 zeigt ohne Einbezug der Beeinträchtigung eine Prävalenz von 8,5% (N = 81) und unter Berücksichtigung einer Beeinträchtigung 5,0% (N = 47). Die Übereinstimmung beider Diagnosesysteme ist für beide Varianten des ICD als ausreichend zu betrachten (κ=.326 bzw. κ=.210).

    Diskussion Die Befunde zeigen Diskrepanzen zwischen der Diagnostik nach DSM-5 und ICD-11. Die Forderung nach Erfüllung von allen drei Kriterien im ICD-11 lässt die Prävalenz entsprechend geringer ausfallen, da es sich um eine eher konservative Schätzung handelt. Im Gegensatz dazu weist das DSM-5 eine Reihe von Kriterien auf, die durch Jugendliche und junge Erwachsene sehr leicht erfüllt werden. Dementsprechend ist davon auszugehen, dass das DSM-5 in seiner derzeitigen Form die Prävalenz überschätzt.


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