Suchttherapie 2019; 20(S 01)
DOI: 10.1055/s-0039-1696231
Symposien
S39  Alkohol und Drogen zur Linderung sozialer Schmerzen durch Zurückweisung: Neurobiologie, soziale Netzwerke und Therapie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Beeinflusst soziale Zurückweisung Alkoholkonsum und -missbrauch im späteren Leben?

R Spanagel
Institut für Psychopharmakologie, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim
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Publication History

Publication Date:
03 September 2019 (online)

 
 

    In dieser präklinischen Studie werden die Konsequenzen sozialer Zurückweisung während der Adoleszenz auf späteren Alkoholkonsum im Tiermodell thematisiert. Während der Kindheit wurden Wistar Ratten in Vierergruppen mit normaler sozialer Interaktion zwischen den Tieren gehalten. In einer experimentellen Bedingung wurde während Kindheit und Pubertät eine Wistar Ratte in einem Käfig mit drei genetisch unsozialen Fischer-344-Ratten aufgezogen, was einen deutlichen sozialen Stress für die Wistar-Ratte bedeutet. Nach der Adoleszenz wurde die Wistar-Ratte wieder mit drei anderen Wistar Ratten gruppiert. Im Erwachsenenalter wurden verschiedene Alkohol-bezogene Verhaltensbeobachtungen bei diesen Ratten durchgeführt. Unsere Daten zeigten einen verminderten freiwilligen Alkoholkonsum, ein reduziertes operantes Alkohol-Reinstatement Verhalten und eine verminderte Motivation zu arbeiten, um Alkohol zu erhalten. Rückfall-ähnliches Verhalten wie Alkohol-Cue-induzierter Konsum und der Alkohol-Deprivationseffekt waren bei den Ratten reduziert, die sozialem Stress ausgesetzt waren. Auch wurde weniger Sucrose konsumiert, wenn Sucrose frei angeboten wurde. Dieses Verhalten trat nur bei männlichen Ratten auf und wurde als Anhedonie in Folge der in der Pubertät erfahrenen sozialer Zurückweisung interpretiert. Weibliche Ratten hingegen wiesen einen leicht erhöhten Alkoholkonsum im Alkohol-Reinstatement Verhalten auf. Die Ergebnisse werden in Hinblick auf erhöhten Alkoholkonsum bei weiblichen Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörung diskutiert.


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