Suchttherapie 2019; 20(S 01)
DOI: 10.1055/s-0039-1696265
Symposien
S47 Prävention und Rehabilitation bei substanzgebundenen Suchterkrankungen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Förderung der beruflichen Teilhabe bei Suchtkranken:

Ein Bestandsaufnahme
A Kobelt
DRV BSH
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Publication Date:
03 September 2019 (online)

 
 

    Einleitung Die Einführung von BORA unterstreicht die Notwendigkeit in der medizinischen Rehabilitation Abhängigkeitskranker, den Fokus auf die berufliche Wiedereingliederung zu legen. Dabei wird die berufliche Orientierung häufig fälschlicherweise mit einer Abkehr von der Psychotherapie gleichgesetzt, wobei gleichzeitig die Vernetzung mit der Agentur für Arbeit oder mit den lokalen Jobcentern trotz beeindruckender Abstinenzquoten nicht gelingt. In der vorliegenden Untersuchung soll die Effektivität der Entwöhnungsbehandlung hinsichtlich des Reintegrationserfolges bei Versicherten mit Alkoholabhängigkeit überprüft werden. Die Ergebnisse sollen vor dem Hintergrund sich verändernder Anforderungen an die Entwöhnungsbehandlung diskutiert werden.

    Methodik Der vorliegenden Untersuchung liegen die Daten aus den Versichertenkonten der DRV Braunschweig – Hannover aller Versicherten zugrunde, die im Jahr 2015 eine stationäre Entwöhnungsbehandlung wegen einer Alkoholabhängigkeitserkrankung durchgeführt haben (n = 1101).

    Ergebnisse 58,5% der Rehabilitanden konnten im Jahr nach der Entwöhnungsbehandlung ihre Beitragszeiten gegenüber dem Jahr vor der Behandlung verbessern, während sich 341,5% der Patienten verschlechterten. Insgesamt nahmen die Beitragszeiten aus versicherungspflichtiger Tätigkeit von 2014 nach 2016 durchschnittlich von 7 (sd 5) auf 6 Monate (sd 5) ab. Wenn ein Patient trotz seiner Suchterkrankung bereits vor der Heilbehandlung regelmäßig gearbeitet hat, ist die Chance um 50 Prozent erhöht, dass er auch nach der Rehabilitation einer versicherungspflichtigen Tätigkeit nachgeht. Das Risiko, nach der Entwöhnungsbehandlung erwerbslos zu sein, steigt um 70 Prozent an, wenn weitere psychische Erkrankungen bspw. eine Depression vorliegen. Je älter ein Versicherter ist, desto höher ist das Risiko, nach der Heilbehandlung nicht ins Erwerbsleben zurückzukehren.

    Diskussion Die Reintegration in Erwerbsleben von Abhängigkeitskranken bei bestehender Abstinenz an der Schnittstelle zwischen Entwöhnungsbehandlung und Rückkehr in den Alltag hängt entscheidend von der Kooperation mit der Agentur für Arbeit oder den Jobcentern ab. Die klinische Erfahrung zeigt, dass die notwendige Vernetzung während der Entwöhnungsbehandlung nur unzureichend funktioniert.


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