Suchttherapie 2019; 20(S 01)
DOI: 10.1055/s-0039-1696278
Symposien
S51 Sucht und Sexualität
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Sexualität in der Suchtrehabilitation: Ergebnisse einer Expert*innenbefragung

D Deimel
Katholische Hochschule NRW, Aachen
,
N Graf
Katholische Hochschule NRW, Aachen
,
D Sattler
Katholische Hochschule NRW, Aachen
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Publication History

Publication Date:
03 September 2019 (online)

 
 

    Einleitung Aus der Forschung sind vielfältige Zusammenhänge zwischen Sexualität und Substanzkonsum bekannt, wie etwa ein erhöhtes Abhängigkeitsrisiko bei sexuellen Missbrauchserfahrungen oder die enthemmende Wirkung spezifischer Substanzen, die sexuelle Kontakte erleichtern und intensivieren, die darauf hindeuten, dass sexuelles Erleben nach Abschluss der Therapie ein Rückfallrisiko darstellen kann. Der auf einem derzeit laufenden Forschungsprojekt basierende Vortrag geht daher der Frage nach, inwiefern dem Themenkomplex Sexualität in der Beratungs- und Behandlungspraxis Aufmerksamkeit geschenkt wird.

    Methode Inhaltsanalytische Auswertung von Expert*inneninterviews mit Fachkräften (n = 25) ambulanter wie stationärer Suchtrehabilitationseinrichtungen

    Ergebnis Alle interviewten Fachkräfte schreiben dem Themenkomplex Sexualität eine hohe Relevanz zu, betonen geschlechtsspezifische Differenzen bei Patient*innen und erachten eine ausbleibende Bearbeitung des Themas je nach primär konsumierter Substanz (insb. Amphetamine) mitunter als „Behandlungsfehler“. Dennoch handelt es sich bei der Thematisierung von Sexualität in der Suchtrehabilitation nicht um eine institutionalisierte Praxis. Vielmehr hängt eine Bearbeitung des Themas von der Motivation einzelner Fachkräfte ab. Zudem beruht die Bearbeitung des Themenkomplexes größtenteils nicht auf etablierten Konzepten (wie z. B. Sexualanamnesen), sondern auf persönlichen Überlegungen und Erfahrungswerten. Generell betonen die Fachkräfte, dass Sexualität ein schambesetztes Thema darstellt, dessen Bearbeitung Vertrauen als auch Expertise voraussetzt.

    Diskussion Der Sexualität wird in der Suchtberatung und -therapie trotz ihrer hohen Relevanz für die Beratung und Behandlung von substanzabhängigen Personen wenig Beachtung beigemessen. Notwendig ist daher die systematische Thematisierung und Bearbeitung des Themenkomplexes Sexualität in der Suchtrehabilitation. Dies setzt die Sensibilisierung von Fachkräften in Einrichtungen der Suchtrehabilitation sowie gezielte Weiterbildungen zur Bearbeitung von Sexualität in Beratungs- und Behandlungspraxis voraus.


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