Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2019; 54(S 01): S2-S3
DOI: 10.1055/s-0039-1700681
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Anästhesie (C) – Automatische Steuerung der Beatmung während einer Vollnarkose (AVAS-Studie)

G Miestinger
1   Klinische Abteilung für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Universitätsklinikum St. Pölten
,
J Leitner
1   Klinische Abteilung für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Universitätsklinikum St. Pölten
,
D Schädler
1   Klinische Abteilung für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Universitätsklinikum St. Pölten
,
P Engl
1   Klinische Abteilung für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Universitätsklinikum St. Pölten
,
C Hörmann
1   Klinische Abteilung für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Universitätsklinikum St. Pölten
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Publication History

Publication Date:
05 December 2019 (online)

 
 

    Zielsetzung:

    Automatisierte Beatmungsalgorithmen sind im intensivmedizinischen Umfeld bereits seit Jahren etabliert [1 – 3]. Mit Smart Ventilation Control (Fa. Drägerwerk AG und CO. KGaA) wurde in dieser Studie der erste derartige Algorithmus zur Steuerung der Beatmung im operativen Umfeld verwendet. Es wurden sowohl Sicherheit als auch Effektivität der Anwendung während eines chirurgischen Eingriffes untersucht.

    Methode:

    Smart Ventilation Control (SVC) steuert die Beatmung des Patienten automatisch durch Adaptation von Atemfrequenz, Inspirationsdruck, Druckunterstützung, Inspirationszeit und Triggersensitivität, um den Patienten innerhalb wählbarer atemphysiologischer Zielbereiche (Tidalvolumen, etCO2) zu halten.

    In dieser prospektiven bizentrischen Studie wurden 100 Patienten mittels SVC automatisiert beatmet, welche folgende Einschlusskriterien erfüllten: elektive Extremitätenoperation in Allgemeinanästhesie, ASA-Klassifikationsgruppen I bis III, Alter ≥18 Jahre und das Vorliegen einer schriftlichen Einverständniserklärung.

    Für die Dauer der gesamten Narkose erfolgte eine kontinuierliche Aufzeichnung sämtlicher Beatmungsparameter. Eine einmalig durchgeführte arterielle Blutgasanalyse diente zur Objektivierung der Ventilationssituation.

    Als primäre Endpunkte wurden die Anzahl folgender unerwünschter Ereignisse gewählt: Hypoventilation (Atemminutenvolumen < 40 ml/kg ideales KG bzw. etCO2 mehr als 5 mmHg über dem Zielkorridor für mehr als 5 Minuten), Hyperventilation (etCO2 mehr als 5 mmHg unterhalb des Zielkorridors für mehr als 5 Minuten), Apnoe > 90 s, Atemfrequenz > 35/min und manueller Abbruch durch den verantwortlichen Anästhesisten.

    Ergebnisse & Diskussion:

    Insgesamt wurden in die Studie 100 Patienten eingeschlossen (49 Frauen und 51 Männer, durchschnittlich 64,99 Jahre alt).

    Bei diesen traten insgesamt n = 18 Hypoventilationen (14 durch niedriges Minutenvolumen, 4 durch erhöhtes etCO2), n = 12 Hyperventilationen, keine Apnoen und keine Tachypnoen auf. SVC konnte anfallende Hypo- und Hyperventilationen erfolgreich in den Zielbereich regulieren. Ein Abbruch durch den Anästhesisten war in keinem Fall erforderlich.

    Es zeigten sich folgende Mediane und Interquartilsabstände für die erhobenen Beatmungsparameter: Atemfrequenz: 12/min (10 – 14/min), Inspirationsdruck: 13,9 mbar (12,2 – 15,7 mbar), etCO2: 41 mmHg (37 – 43 mmHg), paCO2: 43 mmHg (39 – 46,6 mmHg).

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    Abb. 1

    Schlussfolgerung:

    Die vorliegenden Daten zeigen, dass mit SVC eine sichere und lungenprotektive automatisierte Beatmung im Rahmen einer Allgemeinanästhesie gewährleistet ist.

    Literatur:

    [1] Dojat M. et al. International journal of clinical monitoring and computing 1992;9:239 – 250.

    [2] Arnal JM. et al. Crit Care. 2013;17(5):R196.

    [3] Lellouche F. et al. Am J Respir Crit Care Med. 2006;174(8):894 – 900.


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    Abb. 1