Z Geburtshilfe Neonatol 2019; 223(S 01): E38
DOI: 10.1055/s-0039-3401154
ePoster
ePoster Sitzung 1.1: Empore Adipositas und Diabetes
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Maternale und fetale Parameter für die antenatale Abschätzung der Genauigkeit des sonografisch ermittelten Schätzgewichtes ermittelt an 20.000 Schwangerschaften

L Dittkrist
1   St. Joseph Krankenhaus Berlin, Gynäkologie und Geburtshilfe, Berlin, Deutschland
,
J Vetterlein
1   St. Joseph Krankenhaus Berlin, Gynäkologie und Geburtshilfe, Berlin, Deutschland
,
H Voß
1   St. Joseph Krankenhaus Berlin, Gynäkologie und Geburtshilfe, Berlin, Deutschland
,
W Henrich
2   Charité Virchow Klinikum, Gynäkologie und Geburtshilfe, Berlin, Deutschland
,
C Klapp
2   Charité Virchow Klinikum, Gynäkologie und Geburtshilfe, Berlin, Deutschland
,
K Scherer
2   Charité Virchow Klinikum, Gynäkologie und Geburtshilfe, Berlin, Deutschland
,
D Schlembach
3   Klinikum Neukölln, Gynäkologie und Geburtshilfe, Berlin, Deutschland
,
B Ramsauer
3   Klinikum Neukölln, Gynäkologie und Geburtshilfe, Berlin, Deutschland
,
M Abou-Dakn
1   St. Joseph Krankenhaus Berlin, Gynäkologie und Geburtshilfe, Berlin, Deutschland
,
U Schäfer-Graf
1   St. Joseph Krankenhaus Berlin, Gynäkologie und Geburtshilfe, Berlin, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
27 November 2019 (online)

 
 

    Einleitung:

    Das ultrasonografisch erhobene Schätzgewicht (EFW) in Terminnähe ist ein wichtiges Kriterium für die Geburtsplanung. Nicht selten ist die Diskrepanz zum Geburtsgewicht (BW) erheblich, was die Entscheidung retrospektiv infrage stellt. Die Studie untersucht, einerseits wie groß der prozentuale Schätzfehler ist und andererseits ob sich antenatal maternale und fetale Prädiktoren für die Schätzgenauigkeit definieren lassen.

    Material/Methode:

    Die retrospektive Auswertung umfasst 19196 Geburten an drei großen Geburtenkliniken aus den Jahren 2014 bis 2016. Einschlusskriterien waren Einlingsschwangerschaften mit > 37 SSW und Erhebung des EFW (Hadlock IV) mittels Ultrasonografie (US) innerhalb 14 d vor Entbindung. Die prozentuale Abweichung des EFW vom Geburtsgewicht (BW) wurde kategorisiert in +/-10%, > 20% oder > 10 – 20% Unter- bzw. Überschätzung.

    Ergebnisse:

    Insgesamt erfüllten 11049 Fälle die Einschlusskriterien. Davon hatten 1386 (12,5%) der Frauen einen Diabetes mellitus (DM), 1387 (12,6%) einen BMI > 30 kg/m2, 4945 (44,7%) überschritten die IOM Empfehlungen zur Gewichtszunahme. Der Mittelwert der Abweichung des EFW lag bei -2,39 +/- 9,13% (-36,05;+61,28%). 248 (2,2%) Kinder wurden um > 20%, 1959 (17,7%) > 10 – 20% unterschätzt, 117 (1,1%) um > 20% und 818 (7,4%) > 10 – 20% überschätzt. Bei 7907 (71,6%) lag das EFW innerhalb +/-10%.

    DM (p = 0.177), Adipositas (p = 0.644) und die pathologische Gewichtszunahme nach IOM (p = 0.069) hatten keinen Einfluss auf die Genauigkeit des EFW.

    Von den fetalen/neonatalen Parametern war die Perzentile (Perz.) des EFW (p < 0.001) (siehe Grafik 1) und des BW (p < 0.001) sowie das konkrete BW (p < 0.001) und KU/AU-Ratio (p < 0.001) mit der Schätzgenauigkeit assoziiert. Die logistische Regressionsanalyse ergab den Abstand des letzten US zur Entbindung (OR 0.947; CI 0.934 – 0.96; p < 0.001), Perz. des EFW des letzten US (OR 0.988; CI 0.984 – 0.992; p < 0,001) und KU/AU-Ratio (OR 0.004; CI 0.001 – 0.012; p < 0.001) als unabhängige antepartale Prädiktoren für die Schätzgewichtsgenauigkeit innerhalb +/- 10%.

    Betrachtet man das konkrete BW so ist zwischen 3000 – 4000 g der Anteil an genauen Schätzungen innerhalb +10% am größten, unter 3000 g überwiegt die Unter- und bei > 4000 g die Überschätzung.

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    Abb. 1
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    Abb. 2

    Diskussion:

    Der klinische Eindruck, dass DM, Adipositas oder Überschreitung der IOM-Empfehlungen für die Gewichtszunahme der Mutter einen negativen Einfluss auf die sonografische Schätzgewichtsgenauigkeit hat, konnte in dieser umfangreichen Studie nicht bestätigt werden. Antenatale Prädiktoren für die Zunahme der Schätzgenauigkeit sind ein geringer Abstand des letzten US zur Geburt < 7 d und ein EFW ab der 50. Perzentile und höher. Unter 3000 g Geburtsgewicht war ein Großteil der Kinder eher überschätzt worden während über 4000 g die Unterschätzung überwiegt, was bei der Geburtsplanung basierend auf den EFW berücksichtigt werden sollte.


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    Abb. 1
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    Abb. 2