Z Geburtshilfe Neonatol 2019; 223(S 01): E39
DOI: 10.1055/s-0039-3401156
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ePoster Sitzung 1.1: Empore Adipositas und Diabetes
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Beckenbodenfunktionsstörungen durch Schwangerschaft und Geburt bei V.a. Makrosomie

L Sauer
1   Universitätsklinikum Leipzig, Geburtsmedizin, Leipzig, Deutschland
,
A Fuchs
1   Universitätsklinikum Leipzig, Geburtsmedizin, Leipzig, Deutschland
,
H Stepan
1   Universitätsklinikum Leipzig, Geburtsmedizin, Leipzig, Deutschland
,
A Heihoff-Klose
1   Universitätsklinikum Leipzig, Geburtsmedizin, Leipzig, Deutschland
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Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
27. November 2019 (online)

 
 

    Fragestellung:

    Beckenbodenfunktionsstörungen werden kausal, insbesondere bei prämenopausalen Frauen, stark mit Schwangerschaft und Geburt assoziiert und können die Lebensqualität ungünstig beeinflussen. Da bereits mehrfach nachgewiesen wurde, dass eine fetale Makrosomie ein entscheidender Risikofaktor ist, wurde diese Kohorte genauer untersucht, um in Zukunft besser hinsichtlich Geburtsplanung und Prävention von Beschwerden beraten zu können.

    Methoden:

    Bei Primipara mit kindlichem Geburtsgewicht ≥3800 g oder kindlichem Kopfumfang > 35 cm wurde anhand eines validierten Fragebogens, einer perinealen Sonografie sowie einer klinischen Untersuchung mit Descensus-Einteilung nach POP-Q ein Beckenbodenstatus im dritten Trimenon und drei Monate postpartal erhoben. Insgesamt wurden 99 Patientinnen eingeschlossen, jedoch gelang nur bei 21 Primipara eine Untersuchung prä- und postpartal. In 75,8% lag eine vaginale Entbindung vor (56,6% spontan, 18,2% VE, 1% Forceps) und in 24,2% eine Sectio caesarea (3% primär, 21,2% sekundär).

    Ergebnisse:

    Bei der Auswertung der Fragebögen zeigten sich unabhängig vom Geburtsmodus präpartal signifikant höhere Werte im Blasenscore als postpartal. Ebenfalls nur für den Blasenscore zeigten sich im Mittel signifikant höhere postpartale Werte nach vaginaler Entbindung verglichen mit einer Sectio caesarea (0,62 vs. 1,12).

    Beim Vergleich der Geburtsmodi in der postpartalen perinealen Sonografie zeigten sich deutliche Trends einer größeren Symphyse-Puborektalis-Distanz und einem breiteren Hiatus genitalis nach vaginaler Entbindung als nach Sectio caesarea Diese Unterschiede waren im Stehen statistischen signifikant. Die Höhe des Blasenhalses war sowohl im Liegen als auch im Stehen nach vaginaler Entbindung signifikant geringer.

    Postpartal ergab sich kein signifikanter Unterschied im Oxford-Score zwischen den Geburtsmodi. In der POP-Q-Einteilung zeigte sich postpartal unabhängig vom Geburtsmodus nur in 8,5% ein Stadium 0, in 14,9% ein Stadium I und in 76,6% ein Stadium 2, wobei in 63,8% der Prolaps anterior betont war. Der anteriore Prolaps zeigte sich signifikant stärker nach vaginaler Entbindung.

    Schlussfolgerungen:

    Objektiv ließ sich in der untersuchten Risikogruppe demzufolge ein Unterschied in der postpartalen Beckenbodenmorphologie zwischen vaginaler Entbindung und Sectio caesarea feststellen. In der subjektiven Wahrnehmung der Patientinnen zeigte sich allerdings nur in einer von vier Beckenbodenfunktionen, der Blasenfunktion, ein signifikanter Unterschied. Es bleibt allerdings offen, ob sich die Unterschiede in der Beckenbodenmorphologie und -funktion mit der Zeit angleichen werden und der Einfluss des Geburtsmodus im weiteren Leben an Bedeutung verlieren wird. Zudem ist fraglich, welche Relevanz die Unterschiede in der Beckenbodenmorphologie bei großteils nicht signifikanten Unterschieden in der Symptomatik haben.


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