Z Geburtshilfe Neonatol 2019; 223(S 01): E39
DOI: 10.1055/s-0039-3401157
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ePoster Sitzung 1.1: Empore Adipositas und Diabetes
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Retrospektive Risikoanalyse für die Entstehung eines Obstetric Anal Sphincter Injury (OASI)

H Müller
1   Universitätsklinikum Leipzig, Geburtsmedizin, Leipzig, Deutschland
,
H Stepan
1   Universitätsklinikum Leipzig, Geburtsmedizin, Leipzig, Deutschland
,
A Heihoff-Klose
1   Universitätsklinikum Leipzig, Geburtsmedizin, Leipzig, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
27 November 2019 (online)

 
 

    Fragestellung:

    Nach AWMF-Leitlinie wird die bundesweite Prävalenz von Dammriss III°, bzw. Dammriss IV° (OASI) mit 0,95%; bzw. 0,09% angegeben und es werden häufig neben der in diesem Kollektiv höheren Prävalenz analer Inkontinenz auch höhere Prävalenzen andere Beckenbodenfunktionsstörungen beobachtet, die die Lebensqualität junger Frauen erheblich beeinflussen können.

    Methoden:

    Wir analysierten in dieser retrospektiven Studie vaginale Geburtsverläufe von Frauen des Universitätsklinikums Leipzig der Jahre 2015 bis 2017. Geburtsverläufe von Frauen mit OASI wurden mit denen von Frauen ohne OASI nach vaginaler Entbindung verglichen. Aus beiden Kollektiven wurden Kaiserschnitte, Mehrlingsgeburten, Totgeburten und Geburten vor der 37. SSW ausgeschlossen, sodass das Kollektiv der Patientinnen mit DR III° oder DR IV° aus 119 Frauen besteht und das Kollektiv ohne höhergradige Dammrisse aus 4978.

    Ergebnisse:

    Dabei zeigten sich signifikant erhöhte Prävalenzen eines OASI bei Primiparität (Odds ratio = OR 5,37), nach Forcepsentbindung (OR 14,3), nach Vakuumentbindung (OR 5,98), nach Schulterdystokie (OR 6,4), nach mediolateraler Episiotomie (OR 2,5), nach polongierter Austreibungsperiode (AP 1 – 2h = OR 2,5; AP 2 – 4h = OR 4,9; AP> 4h = OR 42) nach Periduralanästhesie (OR 2,28), nach einem fetalen Geburtsgewicht größer als 4000 g (OR 1,84) und einem fetalem Kopfumfang größer als 35 cm (OR 1,49).

    Schlussfolgerungen:

    Die Analyse unserer Daten wirft die Frage nach modifizierbaren Risikofaktoren im Geburtsmanagement zur Prävention eines OASI auf. In der Literatur wird die mediolaterale Episiotomie mit einem Winkel von 60 ° bei Forcepsentbindung im Allgemeinen und bei Vakuumextraktion bei Schwangeren mit zusätzlichen Risikofaktoren wie Nulliparität oder kurzem Perineum empfohlen. Außerdem wird die Optimierung des Handlings für Dammschutz, Vakuum- und Forcepsentbindung durch ein Teaching mit Videoanalyse empfohlen. Eine Risikoreduktion durch spezielle Gebärhaltungen wird ebenfalls diskutiert. Ob eine Risikoreduktion im stationären Setting durch eine gute interdisziplinäre Zusammenarbeit (Hebamme/Arzt) möglich ist, können eventuell Studien mit entsprechendem Design in der Zukunft klären.


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