Z Geburtshilfe Neonatol 2019; 223(S 01): E64-E65
DOI: 10.1055/s-0039-3401214
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ePoster Sitzung 1.8: Frühgeburt – Interdisziplinär
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Evaluation von Kompressionsmustern in der Zervix-Elastografie zur Vorhersage einer Frühgeburt

AC Gesthuysen
1   Universitätsklinikum Münster, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Münster, Deutschland
,
R Schmitz
1   Universitätsklinikum Münster, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Münster, Deutschland
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Publication Date:
27 November 2019 (online)

 
 

    Fragestellung:

    Frühgeburtlichkeit (Geburt vor Vollendung der 37. SSW) ist die Hauptursache für perinatale Morbidität und Mortalität und stellt eine essentielle globale Herausforderung in der Geburtshilfe dar. Die Etablierung von zuverlässigen Screeningmethoden ist notwendig, um eine drohende Frühgeburt rechtzeitig zu erkennen. Trotz des aktuell gültigen Goldstandards der transvaginalen Zervixlängenmessung konnte noch keine umfassende und allgemeingültige Screeningmethode entwickelt werden. Ziel dieser Arbeit war die Evaluation von Kompressionsmustern (Strain pattern, SP) mittels Zervix-Elastografie als prognostischer Marker für eine Frühgeburt.

    Methoden:

    In dieser Fall-Kontroll-Studie wurden die Zervixlänge und Elastografiedaten (Kompressionsverhältnis (Strain Ratio), Elastografie-Index und SP-Score) von 335 schwangeren Frauen (20. bis 34. Schwangerschaftswoche) mittels transvaginalem Ultraschall erhoben. Die Werte von 50 Frühgeburten wurden mit den Werten von 285 Normalgeburten als Kontrollgruppe verglichen. Die Strain Ratio und der Elastografie-Index wurden kalkuliert, indem zwei „regions of interest“ (ROIs) parallel auf der vorderen Zervixlippe platziert wurden. Die Strain Ratio wurde bestimmt, indem der höhere Strainwert durch den niedrigeren dividiert wurde. Als Elastografie-Index wurde das Maximum der SP-Kurve definiert. Den Elastografie-Bildern wurde je nach Kompressionsmuster ein neuer spezifischer SP-Score zwischen 0 und 2 zugeordnet.

    Ergebnisse:

    Die Gruppe der Frühgeburten und der Normalgeburten zeigten unterschiedliche Werte für den Elastografie-Index, den SP-Score und für die Zervixlänge (1,61 vs. 1,27, p < 0,001; SP-Score von „2“: n = 31 (62%) vs. n = 36 (12,6%), p < 0,001; Zervixlänge von 30,7 vs. 41,0 mm, p < 0,001). Der Elastografie-Index und der SP-Score waren mit einer besseren Vorhersagekraft als die Zervixlängenbestimmung allein assoziiert (AUC 0,8059 (Area under the curve); AUC 0,7716; AUC 0,7631). Die Kombination aller Parameter erwies sich als prognostisch besser als jeder einzelne Parameter für sich genommen (AUC 0,8987).

    Schlussfolgerung:

    In dieser Studie konnte der Elastografie-Index als ein druckunabhängiger und gewebespezifischer Parameter weiterentwickelt werden. Darüber hinaus wurde erstmals ein SP-Score als ein weiterer Screeningparameter zur Evaluation der Zervix und des Risikos einer Frühgeburtlichkeit erhoben. Ein höherer Elastografie-Index und SP-Score korrelierten mit einem erhöhten Frühgeburtsrisiko und sind der Zervixlängenmessung als prädiktiver Marker überlegen. Ein SP-Score von „0“ schließt das Risiko einer Frühgeburt quasi aus, während ein SP-Score von „2“ mit hoher Wahrscheinlichkeit auf das Risiko einer Frühgeburt hindeutet. Die Einteilung des SP-Scores in drei Stufen stellt jedoch eine erste Näherung dar und bedarf zur Überprüfung weiterer klinischer Studien. Eine Kombination der Parameter könnte in Form eines „Zervix-Index“ für die Vorhersage einer Frühgeburt Anwendung finden.


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