Z Geburtshilfe Neonatol 2019; 223(S 01): E77
DOI: 10.1055/s-0039-3401244
ePoster
ePoster Sitzung 2.3: Pädiatrie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hypernatriämische Dehydratation mit Hyperthermie und Krampfanfall bei einem reifen Neugeborenen

C Krüger
1   St. Franziskus Hospital, Klinik für Kinder und Jugendliche, Ahlen, Deutschland
2   Hochschule für Gesundheit, DAG, Bochum, Deutschland
,
M Hermsen
1   St. Franziskus Hospital, Klinik für Kinder und Jugendliche, Ahlen, Deutschland
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
27. November 2019 (online)

 
 

    Einleitung:

    Sowohl in Ländern mit unzureichender Gesundheitsversorgung als auch in Industrienationen kommt es immer wieder bei Neugeborenen (NG) aufgrund unzureichenden Stillens in den ersten Lebenstagen zu ausgeprägtem Gewichtsverlust (> 10%), der mit hypernatriämischer Dehydratation, Hypoglykämie, Hyperbilirubinämie, Hyperthermie („Durstfieber“), Krampfanfällen oder neurologischen Folgeschäden einhergehen kann. Nicht selten sind dann invasive Untersuchungen zum Ausschluss einer Infektion oder einer Stoffwechselerkrankung erforderlich. – Wir untersuchten daher Inzidenz, Risikofaktoren und klinischen Verlauf bei NG mit einer ausgeprägten Dehydratation an unserem perinatalen Schwerpunkt.

    Material/Methode:

    Wir analysierten retrospektiv alle Geburten unserer Klinik (ca. 1000/Jahr) von 2017 bis 2018 im Hinblick auf NG mit schwerwiegenden neurologischen Komplikationen (Krampfanfälle, Koma, Residualschäden) bei ausgeprägter Dehydratation. Relevante maternale und neonatale Parameter wurden dokumentiert.

    Ergebnisse:

    Ein reifes männliches NG (41+1 SSW, vag. Geburt, GG 3890 g, APGAR 9/10/10, NA-pH 7,17; Mutter: 28J., G1 P1, bekannte Hypothyreose) erfüllte die Einschlusskriterien. Nach unauffälliger Anpassung und Stillbeginn entwickelte das NG nach 48h eine Hyperthermie von 38,8 °C und hatte im Verlauf einen tonisch-klonischen Krampfanfall, welcher spontan sistierte. Das Kind war klinisch dehydriert (Gewicht 3584 g). Hinweise für eine Infektion (Diagnostik inkl. Liquorpunktion und Blutkultur) oder zerebrovaskuläre Ursache (ZNS-Ultraschall) ergaben sich nicht. Bis zum Erhalt der Kulturergebnisse wurde eine antibakterielle und antivirale Therapie durchgeführt. Eine Hypoglykämie, Hypokalzämie, Hypomagesiämie, metabolische Azidose oder therapiepflichtige Hyperbilirubinämie (max. 15,5 mg/dl) lagen nicht vor. Als einzige Ursache fand sich eine Hypernatriämie (Na 151 mmol/l) im Rahmen der Dehydratation. Unter Infusionstherapie und intensivierter oraler Ernährung (Muttermilch und kurzfristig Formulanahrung) erholte sich das NG rasch. Fieber oder neurologische Auffälligkeiten wurden nicht mehr beobachtet, das Natrium normalisierte sich, ebenso das Trinkverhalten, das Gewicht bei Entlassung betrug 3880 g. Die neurologische Abschlussuntersuchung und ein EEG waren normal.

    Diskussion:

    Unser Fallbeispiel demonstriert eindrücklich, dass bei reifen, gestillten NG, besonders bei Erstgebärenden, eine ausgeprägte Dehydratation mit Hypernatriämie und potenziell bedrohlichen Komplikationen (hier Krampfanfall) auftreten kann. Zur Prävention ist eine gezielte Stillberatung und -förderung bei der Wöchnerin unabdingbar, ebenso ist eine engmaschige Kontrolle des Trinkverhaltens, ggf. mit frühzeitigem Zufüttern abgepumpter Muttermilch, und des Gewichtsverlaufs des NG erforderlich. Bei sich abzeichnenden Problemen sind Temperaturverlauf, Blutzucker- und Bilirubinkonzentration sowie Natriumspiegel zu kontrollieren. Ggf. muss eine pädiatrische Therapie mit Infusionen u.ä. erfolgen.


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