Pneumologie 2020; 74(S 01): 6
DOI: 10.1055/s-0039-3403064
Freie Vorträge (FV01) – Sektion Arbeitsmedizin, Epidemiologie, Umwelt- und Sozialmedizin
Aspekte der Arbeitsmedizin und Epidemiologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Verdacht auf exogen allergische Alveolitis durch Kühlschmierstoffe: Was kann serologisch getestet werden?

S Kespohl
1   Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, Institut der Ruhr-Universität Bochum (Ipa)
,
I Warfolomeow
2   Berufsgenossenschaft Holz und Metall (Bghm), Mainz
,
G Schneider
3   Institut für Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (Ifa), St. Augustin
,
S Maryska
1   Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, Institut der Ruhr-Universität Bochum (Ipa)
,
U Meurer
1   Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, Institut der Ruhr-Universität Bochum (Ipa)
,
T Brüning
1   Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, Institut der Ruhr-Universität Bochum (Ipa)
,
R Merget
1   Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, Institut der Ruhr-Universität Bochum (Ipa)
,
M Raulf
1   Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, Institut der Ruhr-Universität Bochum (Ipa)
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
28 February 2020 (online)

 
 

    Eine berufliche Exposition gegen wassergemischte Kühlschmierstoffe (KSS) kann eine exogen allergische Alveolitis (Typ III und IV Immunreaktion, Berufskrankheit (BK) Nr. 4201) bei Beschäftigten verursachen. Da die Krankheitsinzidenz insgesamt sehr niedrig ist (eine aktuelle Querschnittstudie aus Großbritannien beschrieb 36 EAA-Fälle durch KSS von 2002 – 2017), stehen kaum serologische Testverfahren zur Abklärung einer klinisch relevanten KSS-Antigenexposition zur Verfügung.

    Im Rahmen einer BK4201 Verdachtsanzeige durch KSS wurden in Arbeitsplatzproben des Beschäftigten bakterielle Kontaminationen identifiziert und Proteinantigene sowohl aus den KSS-Proben direkt als auch den identifizierten Bakterienisolaten extrahiert, im SDS-Silbergel und IgG-Immunoblot analysiert und zur serologischen Quantifizierung des spezifischen (s)IgGs an ImmunoCAPs gekoppelt. Insgesamt wurden 4 KSS-Arbeitsplatz-Antigene und 5 Bakterien-Antigene (Pseudomanas oleovorans, P. spec., P. alcaliphila, Paenibacillus glucanolyticus und Corynebacterium amycolatum) hergestellt, charakterisiert und getestet. Zur Bewertung der serologischen sIgG-Konzentrationen wurden Seren von 20 gesunden, nicht KSS-exponierten Probanden (Referenzkollektiv) getestet. In dem Serum des BK-Verdachtsfalls wurden sowohl qualitativ im Immunoblot als auch quantitativ in der sIgG-Serologie erhöhte Reaktionen (im Vergleich zu den Referenzen) auf alle getesteten KSS-Arbeitsplatz-Antigene und alle Pseudomonaden-Antigene gemessen. Serologische Testungen dieser KSS- und Bakterien-Antigene in 10 weiteren Seren von Patienten mit beruflicher KSS-Exposition und klinischen Symptomen einer EAA aus anderen Metall-verarbeitenden Betrieben wurden ebenfalls serologisch auf die KSS- und Bakterien-Antigene getestet. Auch hier waren in 9 von 10 Fällen erhöhte sIgG-Konzentrationen gegen KSS-Antigene, sowie in 7 von 10 Fällen erhöhte sIgG-Werte auf Pseudomonaden-Antigene messbar. Pseudomonaden sind demnach relevante Antigene in wassergemischten Kühlschmierstoffen mit mikrobiellen Kontaminationen. Bei Verdacht auf eine KSS-induzierte EAA stehen jetzt zur Ergänzung der serologischen Diagnostik geeignete Antigene zur Verfügung.


    #