Pneumologie 2020; 74(S 01): 8
DOI: 10.1055/s-0039-3403070
Freie Vorträge (FV02) – Sektion Infektiologie und Tuberkulose
Neue praxisrelevante Forschungsergebnisse zu Bronchiektasen und pneumologischen Infektionen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Erstnachweis von nichttuberkulösen Mykobakterien bei Patienten mit Bronchiektasen-Erkrankung – Daten aus dem europäischen Bronchiektasen-Register EMBARC

R Ewen
1   Klinik für Pneumologie, Medizinische Hochschule Hannover
,
M Loebinger
2   Royal Brompton and Harefield NHS Foundation Trust; Host Defence Unit; Imperial College London
,
S Aliberti
3   Pathophysiology and Transplantation; Pad. Litta, 1 ° Piano; Irccs Fondazione Policlinico
,
JD Chalmers
4   College of Life Sciences; Lecturer in Respiratory Medicine, University of Dundee
,
C Haworth
5   Royal Papworth Hospital NHS Foundation Trust; Cambridge Centre for Lung Infection
,
E Polverino
6   Vall D' Hebron University Hospital – Vhir, Ciber; Respiratory Disease Department
,
T Welte
1   Klinik für Pneumologie, Medizinische Hochschule Hannover
,
FC Ringshausen
1   Klinik für Pneumologie, Medizinische Hochschule Hannover
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
28 February 2020 (online)

 
 

    Einleitung: Die Infektion mit nichttuberkulösen Mykobakterien (NTM) ist eine potenzielle Komplikation bei Patienten mit Bronchiektasen-Erkrankungen. Die Inzidenz der NTM-Infektion und die Risikofaktoren sind in diesem Kollektiv bislang weitgehend unbekannt.

    Methoden: Das europäische Bronchiektasen-Register EMBARC ist eine prospektive Beobachtungsstudie, die Patienten mit CT-gesicherten Bronchiektasen aus 30 Ländern einschließt. Für die aktuelle Analyse wurden 4085 Patienten, bei denen zu Studienbeginn keine klinische Diagnose einer NTM-Infektion bekannt war und negative Sputumkulturen für Mykobakterien in den letzten 12 Monaten vorlagen, über 4 Jahre beobachtet. Risikofaktoren für eine NTM-Infektion während des Beobachtungszeitraums wurden in Anlehnung an die Kriterien der ATS/IDSA mit Hilfe einer logistischen Regressionsanalyse analysiert.

    Ergebnisse: Während der Verlaufsbeobachtung konnten bei 1905 der 4085 Patienten wenigstens einmal Mykobakterien in der Sputumkultur nachgewiesen werden. Das mittlere Alter dieser Kohorte lag bei 68 Jahren, 58,5% waren Frauen. Davon entwickelten im Beobachtungszeitraum 87 Patienten (4,6%) eine aktive NTM-Infektion mit Nachweis von M. avium Complex (n = 58), M. abscessus Complex (n = 19), M. fortuitum (n = 5), M. simiae (n = 2), M. kansasii (n = 2) und M. malmoense (n = 1). In der logistischen Regressionsanalyse konnten höheres Lebensalter (Odd Ratio [OR] 1,04; 95% KI 1,02 – 1,07; p = 0,002), weibliches Geschlecht (OR 1,87; 95% KI 1,07 – 3,29; p = 0,03), ICS-Therapie (OR 2,00; 95% KI 1,22 – 3,30; p = 0,006), niedriger BMI (OR 0,93; 95% KI 0,89 – 0,98; p = 0,003) und eine ABPA (OR 3,06; 95% KI 1,01 – 9,24; p = 0,04) als Risikofaktoren identifiziert werden. Der Schwergrad der Bronchiektasen-Erkrankung, definiert durch die CT-Morphologie oder etablierte Scoring-Systeme identifiziert, korrelierte hingegen nicht mit dem Auftreten einer NTM-Infektion.

    Schlussfolgerung: Die aktuelle Analyse bestätigt, dass sich die klassischen Risikofaktoren für NTM-Infektionen wie höheres Lebensalter, weibliches Geschlecht und niedriger BMI auch bei Bronchiektasen-Patienten finden. Die starke Assoziation mit einer ABPA legt nahe, diese Patienten hinsichtlich NTM zu screenen. Der Zusammenhang mit einer ICS-Therapie erfordert weitere Untersuchungen.


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